Einhörner sind sowohl Fabelwesen als auch Start-ups, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet sind. Hierzulande sichtet man sie jährlich zu Weihnachten im Fernsehen, am Markt wird man wohl noch warten müssen.

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Sie gelten als besonders anmutig und edel. Sie symbolisieren das Gute. Und sie zählen zu den rarsten aller Fabelwesen. Einhörner. Dass die Start-up-Szene das Pferd mit dem Horn auf dem Kopf als Analogie für ihre wertvollsten Firmen für sich beansprucht, ist durchaus passend.

Als Einhörner, gängiger ist jedoch die englische Bezeichnung Unicorns, werden Start-ups bezeichnet, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden. Einer kürzlich erfolgten Erhebung von CB Insights zufolge, treiben sich weltweit 261 davon herum. Wenig überraschend ist, wo diese geografisch angesiedelt sind: Acht der ersten 14 Unicorns sitzen in den USA, der Rest in China. Angeführt wird die Liste vom Fahrdienstanbieter Uber.

Keine hiesigen Einhörner

Ein Einhorn wurde hierzulande noch nicht gesichtet. Wäre eine derartige Bewertung für ein heimisches Unternehmen überhaupt möglich? Und braucht es das?

"Im Durchschnitt bekommen Einhörner Finanzierungen von rund sieben Milliarden Dollar, das ist utopisch für Österreich", sagt Österreichs bekanntester und erfolgreichster Business-Angel Hansi Hansmann. Tatsächlich brauchen heimische Gründer zumeist Kapital aus dem Ausland, wenn es um Finanzierungen im siebenstelligen Bereich oder mehr geht. Geldgeber, die in diesen Sphären investieren, tendieren dann auch dazu, das Start-up ins eigene Land zu holen.

Was Österreich bräuchte, sind mehr Exits wie jene der Fitness-App Runtastic (für 220 Millionen Euro an Adidas), der Flohmarkt-App Shpock (für 200 Millionen Euro an Schibsted) oder von MySugr (für 80 Millionen Euro an Roche). Das hätte einen positiven Effekt auf das ganze Ökosystem. Das perfekte Beispiel dafür sei das Silicon Valley und der Verkauf von Paypal, so Hansmann. Nachdem Ebay den Zahlungsdienstleister gekauft hatte, verließen zahlreiche Gründungsmitglieder das Unternehmen und machten sich selbstständig. Daraus resultierten Firmen wie Tesla, Linkedin, Palantir oder Youtube. Derartige Effekte seien es, was ein Land braucht, ist man sich in der Szene einig.

Heimische Hoffnungsträger

Einem Start-up eine rosige Zukunft zu attestieren, ist immer eine hochspekulative Sache. Der Standard hat sich in der Szene umgehört und Business-Angels, Investoren, Non-Profit-Organisationen und Szenekenner gefragt, wen sie für die vielversprechendsten heimischen Start-ups halten. Erwähnt gehört jedoch, dass von einem möglichen Unicorn-Status nicht die Rede war.

  • Bitmovin

Das Kärntner Start-up wurde 2013 gegründet und ermöglicht bessere Qualität und höhere Übertragungsgeschwindigkeit beim Videostreaming. Der Unternehmenssitz befindet sich in Klagenfurt, doch betreibt die Firma bereits Büros in den Niederlanden, Hongkong, São Paulo, New York, Seattle und Chicago. Im Frühjahr dieses Jahres sicherten sich die Gründer Christopher Müller und Stefan Lederer eine Finanzierung in Höhe von rund 30 Millionen Dollar von mehreren Investoren. Zu ihren Kunden zählen unter anderem Sling, Periscope, die New York Times, ProSiebenSat1 und das Red Bull Media House.

  • Tourradar

Gegründet wurde Tourradar zwar von den Australiern Travis und Shawn Pittman, doch das Unternehmen sitzt in Wien. Die Buchungsplattform vermittelt seit 2013 mehrtägige Touren – etwa Safaris, Wanderungen oder Städtetrips. Aktuell sind es 25.000 Touren in rund 200 Ländern. Weltweit kooperiert man mit 600 Anbietern. Weitere Niederlassungen befinden sich in Kanada und Australien. Im Juni holte sich das Start-up eine Finanzspritze in der Höhe von 50 Millionen Dollar.

  • Mimo

Mit einer App wollen die Mimo-Gründer den Nutzern das Programmieren beibringen. Im Juni wurde das Wiener Jungunternehmen zum zweiten Mal von Apple zur "App of the Day" gekürt. Firmenangaben zufolge steht man bei zwei Millionen Nutzern und 40.000 Abonnenten. Gegründet wurde Mimo 2016.

  • Tractive

Gründer Michael Hurnaus hat ein GPS-Tracking-Gerät für Haustiere auf den Markt gebracht. Mittels App kann der Besitzer jederzeit nachsehen, wo sich der vierbeinige Liebling gerade herumtreibt. Hurnaus zufolge habe das 2012 in Pasching gegründete Unternehmen Kunden in 80 Ländern. 2016 investierte Schlumberger-Erbe Harold Primat zwei Millionen Euro.

  • Adverity

Das 2016 gegründete Start-up ist auf Marketing und Reporting spezialisiert. Adverity analysiert und visualisiert mit einer speziellen Software Daten aus unterschiedlichen Quellen wie Excel, Social Media oder E-Commerce. Im April 2018 sicherten sich die Wiener eine Finanzspritze in Höhe von 3,2 Millionen Euro. Aktuell betreibt Adverity Büros in Paris, London und Frankfurt, ein Büro in New York ist in Planung. (Andreas Danzer, 16.9.2018)