Der Jubel ist violett.

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Hier wird ein Tänzchen gewagt.

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Das 327. Derby verlief lange Zeit auf Augenhöhe, auch zwischen Friesenbichler (links) und Potzmann.

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Auch die Polizei kam in Hütteldorf zu ihrem Einsatz.

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Wien – Erwartungen vor einem Wiener Fußballderby sind immer hoch, da ist die aktuelle Tabellensituation wurscht. An das traditionelle Solo von Red Bull Salzburg werden keinerlei Gedanken verschwendet, es geht darum, wer für ein paar Wochen die Nummer eins in der lebenswerten Hauptstadt ist.

Am Sonntag stand die 327. Auflage an, das Allianz Stadion war ausverkauft. Rapid ist in diesem Haus gegen die Austria sieglos, zwei Niederlagen, zwei Remis. Man könnte von einem Heimfluch sprechen, muss aber nicht. Wie sagte Kapitän Stefan Schwab: "Das kann man ändern." Alexander Grünwald, Schleifenträger bei der Austria, rechnete jedenfalls mit "einem großen Spiel", sein Trainer Thomas Letsch ging von "offenen Visieren" aus.

Hütteldorf unter Druck

Den Druck hatten die Hütteldorfer, der Verein befindet sich in einer Phase der Selbstzerfleischung, die Ultras lehnen Trainer Goran Djuricin ab. Die Qualifikation für die Europa League steigerte seine Sympathiewerte nicht. Der im Stadion anwesende Sky-Experte Lothar Matthäus tippte übrigens auf ein "2:0 für Rapid", davon konnte er in seiner kurzen, von Erfolglosigkeit geprägten Ära (2001/02) als Chefcoach maximal träumen.

Beide Teams entschieden sich für ein 4-2-3-1-System, und das mit dem Visier stimmte wirklich. Vor allem Rapid hatte es offen, die Grünweißen starteten nahezu furios. 2. Minute. Andrei Ivan spielt Deni Alar frei, Christoph Knasmüllner schafft es tatsächlich, aus rund neun Metern nicht ins leere Tor zu treffen. Das gelingt ihm vermutlich kein zweites Mal. 4. Minute. Ivan scheitert an Goalie Patrick Pentz. Infolge spielte die Austria mit, Kevin Friesenbichler war gar nicht sehr weit weg von der Führung (6.). Jedenfalls hat es schon unspektakulärere Derbys gegeben, es ging hin und her und wieder hin, Tempo, Intensität passten. Technische Fehler passieren auch in anderen Ligen, in anderen Hauptstädten.

Chancenplus Muster ohne Wert

Phasenweise, aber wirklich nur phasenweise, wurden die Visiere teilweise geschlossen. 31. Minute: Ivan verpasst das 1:0, Pentz rettet per Fußabwehr. Unmittelbar darauf reißt Mert Müldür an der Strafraumgrenze Grünwald nieder, Michael Madl sollte Freistöße noch üben. 36. Minute: Pentz entschärft einen platzierten Kopfball von Marvin Potzmann. Fazit der ersten Halbzeit: Rapid hatte ein Chancenplus, wovon man sich nichts kaufen kann.

Nach der Pause blieb es aufregend. Und die Austria legte zu. Rapids Keeper Richard Strebinger wurde zunächst von Lucas Venuto und Grünwald intensiv beschäftigt. 58. Minute: Nach einem Eckball erzielt Grünwald aus 18 Metern das 0:1, Strebinger konnte bei diesem perfekten Schuss nur Zweiter sein. Die Austria brachte den knappen Vorsprung recht souverän über die Runden, daran änderte auch der Ansatz einer Massenrauferei in letzter Minute nichts. Sie ist nun Vierter. Rapid hat als Siebenter den Scherben auf. Die Sympathiewerte von Djuricin sind nicht gestiegen.

Ausschreitungen nach Spielende

Die Rapid-Hardcorefans skandierten: "Wir haben die Schnauze voll." Mehrere Anhänger stürmten 15 Minuten nach Spielende aufs Spielfeld Richtung Auswärtssektor, Scharmützel mit Austria-Anhängern konnten von der Polizei verhindert werden.

Insgesamt gab es in Zusammenhang mit dem Spiel zwei schwerverletzte Beamte, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger. Wie es zu den Verletzungen der beiden Beamten kam, war zunächst unklar. Zwei Personen wurden festgenommen. In einem Fall ging es um strafrechtlich Relevantes, im anderen um Verwaltungsrechtliches.

Am Donnerstag begrüßt Rapid in der Europa League Spartak Moskau. (Christian Hackl, APA, 16.9.2018)

JungsAusFavoriten

Bundesliga, 7. Runde, Sonntag

Rapid Wien – Austria Wien 0:1 (0:0)
Allianz-Stadion, 26.000 Zuschauer (ausverkauft), SR Weinberger

Tor: 0:1 (57.) Grünwald

Rapid: Strebinger – Müldür (58. Auer), Sonnleitner, Barac, Potzmann – D. Ljubicic, Schwab – Murg, Knasmüllner (68. Pavlovic), Ivan (73. Berisha) – Alar

Austria: Pentz – Klein, Madl, Schoissengeyr, Igor – Ebner, Matic – Friesenbichler (77. Demaku), Grünwald, Venuto (81. Ewandro) – Edomwonyi (87. Monschein)

Gelbe Karten: Barac, Müldür, Knoflach (auf Ersatzbank), Schwab, Berisha bzw. Friesenbichler, Schoissengeyr, Igor, Ewandro, Monschein, Madl

Bilanz nach dem 327. Wiener Derby:

327 Spiele, 135 Rapid-Siege, 74 Remis, 118 Austria-Siege, Torverhältnis 610:518