Keiner kraxelt so gut ...

Foto: APA/BARBARA GINDL

... wie Doppelweltmeister Jakob Schubert.

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Innsbruck – Familie Schubert ist heiser. Mehr als eine Woche lang schrie sie mit tausenden Kletterfans um die Wette. Denn bei der Weltmeisterschaft in Innsbruck galt es für die Familie, wie Bruder Ben und Schwester Hannah ihren Jakob anzufeuern.

Nicht zuletzt dank dieser lautstarken Unterstützung kraxelte der 27-Jährige bei seiner Heim-WM gleich zwei Mal ganz nach oben. Nach dem Titel im Vorstieg am Sonntag vergangener Woche holte er zum Abschluss erneut Gold. Und das bei der Premiere des olympischen Kombinationsformats, einer Mischung aller drei Kletterdisziplinen Vorstieg, Bouldern und Speed, die eigens für die Olympiapremiere des Sportkletterns 2020 in Tokio erdacht wurde.

Schubert kann daher mit Fug und Recht als bester und komplettester Kletterer unserer Zeit bezeichnet werden. Denn neben seiner Dominanz in der künstlichen Wand, wo er schon 2012 den Weltmeistertitel im Vorstieg gewinnen konnte, ist der gebürtige Innsbrucker auch im Fels daheim.

Weggefährte Ondra

Dort bewies er mit Durchquerungen von Klassikern wie der spanischen Route "La Planta de Shiva", die mit einem Schwierigkeitsgrad von 9b zum extremsten zählt, was Menschen erklimmen können, dass er jede Spielart des Kletterns beherrscht. Sein größter sportlicher Konkurrent, der Tscheche Adam Ondra, der als bester Felskletterer der Welt gilt, hält den Rekord mit einer Route im Schwierigkeitsgrad 9c.

Wie Ondra hat auch Schubert Wirtschaft studiert. Beide treffen einander oft zum Training im Innsbrucker Kletterzentrum. Für Schubert war die WM in seiner Heimatstadt, in der er im Alter von zwölf Jahren mit dem Klettern begonnen hat, der emotionale Höhepunkt einer mit Erfolgen reich gesegneten Karriere. "Hier kann ich mit dem Radl zum Wettkampf fahren und daheim übernachten", erklärt er die Vorteile. Dass er als Lokalmatador neben seiner Familie fast 5000 weitere Fans hinter sich hatte, verspürte er nicht als Druck, sondern es gab ihm Kraft: "Diese Kulisse beflügelt und trägt einen im wahrsten Sinn des Wortes nach oben.

"Wenn ihm der Wettkampfstress zu viel wird, zieht sich der Tiroler am liebsten in die Abgeschiedenheit der Natur zurück. Seine Lieblingsrouten zum Felsklettern sind im vorderen Zillertal oder im Ötztal zu finden. In der dortigen Elefantenwand kann man sogar auf seinen weltmeisterlichen Spuren klettern. Denn Schubert hat dort die Route "Kein Licht, kein Schatten" erstbegangen. (Steffen Arora, 16.9.2018)