Die Maroni sind reif! In Italien feiert man die Baumfrüchte mit Festen und feinen Gerichten wie flaumig-nussigen Gnocchi di castagne. Sie schmecken an Salbeibutter so unwiderstehlich wie als Süßspeise mit Zucker und Mohn.

Foto: Alessandra Dorigato

Der Baum des Brotes

Die Edelkastanie, die heute im Norden Italiens verbreitet ist, stammt ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum. Als bei einer Hungersnot im 11. Jahrhundert in der Emilia Romagna viele Menschen starben, blieb die Gegend um Marola verschont – wegen der Esskastanien. Matilde di Canossa (1046–1115), mächtige Markgräfin über Gebiete in der heutigen Lombardei, der Emilia und der Toskana, soll daraufhin den großflächigen Anbau der Bäume befohlen haben. Noch im 19. Jahrhundert waren die Maroni vor allem in Gebirgsregionen Italiens ein Grundnahrungsmittel der ärmeren Bevölkerung. Kein Wunder, dass die Edelkastanie in Italien den Zunamen "Baum des Brotes" bekommen hat. In Deutschland ist sie übrigens "Baum des Jahres" 2018.

Foto: Alessandra Dorigato

Strenge Maroni-Regeln

Der Zugang zu den Maroni – heute im Supermarkt ganzjährig zu kaufen – war früher streng geregelt. Der Priester verkündete während der Messe den Beginn der Erntezeit. Als erstes durften die Besitzer der Edelkastanienwälder sammeln. Nach dem Brauch aus der Zeit von Matilde ernteten sie nur die großen Früchte. Der Rest gehörte den Ärmeren. Die Kastanien wurden in metati, zweistöckigen Trockengebäuden, 40 Tage lang getrocknet. Dann wurde die Ernte geteilt: ein Teil zum Verkauf oder zum Tausch (Maroni waren damals ein begehrtes Handelsgut), ein Teil für den Eigenbedarf. Die vielen kaputten Fürchte kamen in die Mühle. Noch heute werden in Norditalien aus Maronenmehl Gnocchi, Polenta, Brot, Suppen, Palatschinken, Pudding und Kuchen gemacht. Im Veltliner Tal, aus dem auch die gleichnamige Rebsorte stammt, findet man besonders viele Rezepte.

Foto: Alessandra Dorigato

Maroni für Magen, Herz und Nerven

Aber Maroni schmecken nicht nur köstlich, sie sind auch gesunde Kraftquellen: basisch und glutenfrei, mit hochwertigem Eiweiß sowie mit B-Vitaminen und Phosphor für starke Nerven. Viel Kalium senkt den Stresspegel und schützt das Herz, Vitamin E und C stärken die Abwehrkräfte. Da kann die kalte Jahreszeit ruhig kommen.

Foto: Alessandra Dorigato

Maroni-Nockerl nach Veltliner Art

Zutaten für 4 Personen

  • 300 g Edelkastanienmehl
  • 150 g Weißmehl
  • 1 großes Ei
  • 1 kleines Glas Grappa
  • Wasser
  • 2 Prisen Salz

Zum Kochen:

  • 1 l Hühnersuppe

Zum Würzen:

  • 100 bis 200 g Butter
  • 40 g geriebener Parmesan
  • frische Salbeiblätter
Foto: Alessandra Dorigato

Zubereitung

Edelkastanien- und Weizenmehl mischen, auf ein Nudelbrett sieben und in der Mitte eine Mulde formen. Ei, Grappa und etwas Wasser in die Mulde geben und mithilfe einer Gabel und anschließend mit den Händen von innen nach außen vermengen und kneten, bis der Teig glatt ist. Die benötigte Flüssigkeitsmenge ist circa 300 ml, inklusive Ei, Wasser und Grappa. Letzerer kann auch durch Wasser ersetzt werden. Der Teig soll elastisch sein, aber nicht an den Händen kleben. Den Teig eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.

Den Teig zu finderdicken Rollen drehen. Für die regelmäßigen Rillen in den Gnocchi rollt man nun die Teigstücke sanft über ein Gnocchibrett. Die Rillen können Sie aber genauso gut mit einer Gabel oder einem groben Kamm in den Teig drücken. Anschließend mit einem glatten Messer ein bis zwei Zentimeter lange Stücke abschneiden.

Die Gnocchi auf ein Küchentuch legen, mit wenig Mehl bestäuben, dann nach und nach in die leicht kochende Suppe geben. Sobald die Suppe wieder aufkocht, die Temperatur reduzieren und die Nockerl circa zehn bis 15 Minuten (je nach Größe) ziehen lassen. Probieren Sie zwischendurch, ob die Gnocchi schon weich und gar sind. 

In der Zwischenzeit die Butter in einer Pfanne zerlassen, die Salbeiblätter einlegen und kurz erhitzen. Die Maroni-Nockerl mit der Salbeibutter und reichlich geriebenem Parmesan würzen und sofort servieren.

Tipp: Die süße Variante

Dafür kochen Sie die Gnocchi nicht in Brühe, sondern in leicht gesalzenem Wasser gar. Abgetropfte Gnocchi in etwas zerlassener Butter wenden, anschließend mit zwei bis drei Esslöffel Staubzucker bestreuen oder in einer Mischung aus Staubzucker und gemahlenem Mohn wälzen. Dazu passt Vanilleeis oder Schlagobers.

Foto: Alessandra Dorigato

Backen im Herbst ist einfach wunderbar und da die Birnenernte in vollem Gange ist, sollte man das mit Omas Birnenkuchen mit Schokolade gebührend feiern!

Buon appetito! (Alessandra Dorigato, 18.9.2018)

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