Innenminister Herbert Kickl, Verkehrsminister Norbert Hofer und KFV-Geschäftsführer Othmar Thann präsentierten eine Kampagne gegen Drogen im Straßenverkehr.

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Laut einer Hochrechnung des KFV sollen bereits rund 177.000 Österreicher unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug gelenkt haben. 2017 gab es knapp 2.000 Anzeigen.

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Wien – Eine Kampagne des Verkehrsministeriums will mehr Bewusstsein in Bezug auf Drogen am Steuer schaffen. Das Innenministerium will außerdem modernere Speichelvortestgeräte testen, mit wissenschaftlicher Unterstützung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV), hieß es am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Wien.

Das KFV hat bereits im Vorjahr bei einer Dunkelfeldstudie erhoben und damals auch veröffentlicht, dass hochgerechnet rund 177.000 Österreicher bereits unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug gelenkt haben. In einer Befragung unter 1.000 Lenkern gaben damals vier Prozent an, sich im vergangenen Jahr nach Drogenkonsum ans Steuer gesetzt zu haben.

Mehr Drogenlenker erwischt

Gestiegen ist auch die Zahl der angezeigten Drogenlenker. 2017 seien es 2.192 Personen gewesen, 2018 habe es bis Ende August bereits fast 2.000 Anzeigen gegeben, sagte Innenminister Herbert Kickl (FPÖ). 1.931 Lenker wurden in diesen acht Monaten wegen Drogen angezeigt. Zahlen, wie oft Drogenlenker tatsächlich Unfälle verursachen, gibt es jedoch nicht. Hierfür wäre eine Tiefenanalyse erforderlich, sagte Martin Germ, Leiter des Verkehrsdiensts im Innenministerium.

Frankreich sei bei der Drogendetektion "schon weiter", sagte KFV-Direktor Othmar Thann. 2016 waren dort 22 Prozent aller Verkehrstoten bei Unfällen ums Leben gekommen, "wo mindestens einer der Beteiligten Drogen konsumiert hatte", berichtete Thann. Denn die Unfälle mit Drogenlenkern verliefen "viel schwerer".

Geräte kaum im Einsatz

Seit März 2017 verfügt jede der neun Landespolizeidirektionen über eines der Drogenvortestgeräte. Der Speicheltest sollte Cannabinoide (THC), Opiate, Kokain, Amphetamin, Metamphetamin und MDMA/Ecstasy erkennen. Große Probleme gibt es jedoch bei Cannabis, da dieses nur bedingt im Speichel nachweisbar ist. Diese Geräte wurden laut Kickl bis Mitte August 192-mal eingesetzt, in 66 Fällen waren die Ergebnisse positiv.

In diesen 17 Monaten war damit jedes Gerät im Schnitt 1,3-mal pro Monat im Einsatz, nicht einmal ein Drogenlenker pro Monat wurde tatsächlich positiv getestet. Erhärtet sich bei der ärztlichen Untersuchung der Verdacht, muss der Arzt eine Blutabnahme durchführen. Zwangsweise ist das nicht möglich, bei einer Verweigerung droht jedoch eine Strafe – analog zur Verweigerung des Alkomattests oder eines Promillewerts von mehr als 1,6.

Warum Hofer "drogengefährdet" ist

Das Innenministerium will nun modernere Speichelvortestgeräte mit dem KFV und in Abstimmung mit dem Verkehrsministerium testen. "Wir rechnen hier mit massiven Fortschritten", sagte Kickl. Hat ein Polizist den Verdacht, dass ein Lenker unter Drogeneinfluss steht, muss immer eine klinische Untersuchung durchgeführt werden. Wann genau der Test starten soll, steht noch nicht fest. Es soll jedoch "so bald wie möglich" der Fall sein.

"Ich bin drogengefährdet", sagte Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), "und zwar durch Menschen, die unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug lenken und mich als Verkehrsteilnehmer in eine echte Gefahr bringen." Im Oktober soll die Informationskampagne starten. Eine Million Euro lässt sich das Ministerium die zehn Monate dauernde Kampagne kosten, finanziert wird sie durch Einnahmen aus Wunschkennzeichen aus dem Verkehrssicherheitsfonds.

Zielgruppe: Männlich und unter 40

Der Schwerpunkt liegt auf sozialen Medien, doch auch Kinospots soll es geben. Im Fokus sind Männer bis 40 Jahre, denn "junge Männer sind die besonders gefährdete Gruppe", sagte Hofer. "Wir wollen Bewusstsein schaffen für die negativen Effekte des Drogenkonsums." Die Kampagne solle ein "Wechselspiel zwischen Emotionen und Fakten" werden, um zu zeigen, "dass unschuldige Dritte Leidtragende sind". Testimonials sind unter anderen Dompfarrer Toni Faber und die Ex-Skirennläuferin Nicole Hosp. (APA, 17.9.2018)