Austria-Wien-Trainer Thomas Letsch während des Bundesliga-Derbys mit Rapid am Sonntag. Im TV gesehen haben es nur wenige.

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Wien – 3.000 Zuschauer hatte das Wiener Derby Rapid gegen Austria am Wochenende auf A1, bei Sky waren gerade einmal rund 40.000 dabei. Zu wenige, befand der ORF-Stiftungsrat beim Finanzausschuss am Montag, weshalb Generaldirektor Alexander Wrabetz ausgeschickt werden soll, um die Übertragungsrechte der Bundesliga in den ORF zurückzuholen. Die Zusammenfassung des Derbys in der ORF-Highlightshow hatte am Sonntag rund 250.000 Zuschauer. Live-Übertragungen ganzer Matches kamen zur besten Sendezeit für gewöhnlich auf rund 300.000.

Wie der Rechterückkauf geschehen soll, darüber wurde am Montag nach STANDARD-Infos länger diskutiert. Einen möglichen Ausweg besprach das Gremium über das Fernseh-Exklusivrechtegesetz. Dieses regelt bei besonderen Ereignissen Exklusivrechte für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Sinne des öffentlichen Interesses.

Öffentliches Interesse

Derzeit sind das etwa Olympische Sommer- und Winterspiele, Fußballspiele der Weltmeisterschaft und Europameisterschaft mit österreichischer Beteiligung, alpine und nordische Skiweltmeisterschaften, Neujahrskonzert und Opernball. Der Stiftungsrat schlug vor, Generaldirektor Wrabetz zu beauftragen, mit Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) in Verhandlungen zu treten. Sky hat die Übertragungsrechte für die nächsten vier Jahre plus Option auf weitere drei Jahre erworben und A1, oe24, ORF und Laola 1 Wertepakete weiterverkauft.

Mehr Autonomie für die Bundesländer forderte Thomas Zach, Leiter des ÖVP-"Freundeskreises" und Vorsitzender im Finanzausschuss, und erntete dafür nicht uneingeschränkte Zustimmung bei den Ratsmitgliedern. Heinz Lederer, Leiter des SP-"Freundeskreises", sieht auf STANDARD-Anfrage nicht nur Vorteile darin: "Man muss verdammt aufpassen, dass man mit der Autonomie nicht zwei Grenzen überschreitet." Der Rechnungshof habe klare Einsparungspotenziale formuliert, etwa bei länderübergreifend einsetzbarer Technik. Das sei umzusetzen, sagt Lederer. Auf der anderen Seite sieht er die Gefahr, dass Quotenbringer wie die "ZiB 2" geschwächt würden. Im Prinzip findet aber auch Lederer, dass den Ländern und deren Content eine stärkere Aufmerksamkeit zukommen soll.

Diskussionsthema ORF-Bau

Zu Details des Finanzausschusses gab Lederer kein Statement ab. Über die Kosten von vorzeitig abgesetzten Shows wie "Meine Mama kocht besser als deine" oder der geplanten und vor der Ausstrahlung abgesagten "Hammershow" diskutiert der Programmausschuss am Mittwoch.

Länger und intensiv diskutierte der Finanzausschuss auch über den ORF-Bau. Hier liegt man laut Bericht des kaufmännischen Direktors Andreas Nadler im vorgegebenen Plan B mit Kosten von 303 Millionen Euro. Alle Anträge zum Spar- und Strukturprogramm des ORF wurden angenommen. "Sehr konsensuell", wie es aus Stiftungsratskreisen heißt. (prie, 18.9.2018)