Wann sind Sie das letzte Mal in voller Bekleidung baden gegangen? Nicht im sprichwörtlichen Sinne, sondern tatsächlich baden gegangen? Der/die eine oder andere ist vielleicht schon einmal von jemandem in den Pool oder den See geschubst worden, aber normalerweise entblößt sich Frau oder Herr Normalbürger vor dem Bad in der Wanne daheim.

Marielle badet gerne im Kleid. Ist das ein Brautkleid?

Nun gibt es seit dem kometenhaften Aufstieg der sozialen Netzwerke in den vergangen Jahren eine neue Berufsgruppe – und ja, damit lässt sich wirklich ordentlich viel Geld verdienen –, die die normalen Gepflogenheiten des alltäglichen Lebens für ihre Arbeit etwas außer Kraft setzt. Viel mehr noch haben sie die Welt der Werbung nachhaltig verändert. Sogenannte Influencer – frei mit "BeeinflusserInnen" übersetzbar – sind mittlerweile eine der lukrativsten Möglichkeiten für Unternehmen, junge Menschen mit ihrer Werbung zu erreichen.

Werbungsflut

Die Flut an Werbung, die über TV, Internet, soziale Medien, Youtube, Internetstreams, Radio und sonstige Medien auf junge Menschen hereinprasselt hat diese mittlerweile weitgehend abgestumpft, sodass es immer schwerer ist, sie zu erreichen. Die perfekte Inszenierung des Alltags anderer Leute macht sie übrigens auch trauriger.

Ein Mittel der Wahl, sie dennoch zu Käufen zu motivieren, ist die gezielte Werbung – sogenanntes "Targeted Advertising". Als weit effektiver stellte sich allerdings noch das Influencer-Marketing heraus. Jeder zweite Social-Media-Nutzer hat schon von Influencern gehört oder gelesen, fast jeder fünfte folgt mindestens einem, die meisten mehreren (bei den 14- bis 29-Jährigen sogar jeder zweite), und knapp jeder zehnte hat auf Empfehlung eines Influencers bereits Produkte gekauft, berichtet der deutsche Providerverband Bitkom. Dass eine Mehrheit die Influencer als zu materialistisch und lebensfremd ansieht, tut diesem Trend offenbar keinen Abbruch.

Wieder mal alle Shirts in der Reinigung? Ein Top aus Tintenfarbe schafft Abhilfe.

Bei dieser neuen Form der Werbung posiert ein Influencer oder eine Influencerin mit dem Produkt. Das Konzept ist nichts Neues. Schon seit Anbeginn der Werbung posierten berühmte Menschen mit Produkten, die Inszenierung übernahmen bis dahin aber Werbe-Profis. Heutzutage überlässt man dies den mehr oder weniger berühmten Influencern oft selbst. Das spart Zeit und Geld. Es birgt allerdings auch die Gefahr, dass die "Kreativität" der Influencer ein wenig über die Stränge schlägt, was dann mitunter für wunderliche Blüten sorgt.

Dass er "Daniel" heißt, könnte man noch glauben, aber spätestens "Wellington" verrät, dass hier wohl die schmucken Zeitansager am Unterarm angepriesen werden sollten.

Auffallen um jeden Preis

Manchmal versuchen Social-Media-Stars noch halbwegs subtil, ihre Werbebotschaften zu verstecken. Immer wieder stellt sich aber die Frage, was im Bild überhaupt das beworbene Produkt ist. Die Facebook-Seite "Perlen des Influencermarketings" sammelt dabei die besten Posts rund um das Thema. Man will "lustige, absurde und einfach unterhaltsame Beispiele aus der wunderbaren Welt der Influencer" aufzeigen.

Besonderer Vorteil: Mann muss nicht einmal sich selber oder die schöne Landschaft herzeigen. Das Take-away-Sushi zieht die Kundschaft sofort rein in das Bild.

Man kommentiere "ausschließlich Postings, keine Menschen" und wolle niemanden bloßstellen, beleidigen oder gar einer digitalen Hetzjagd aussetzen. Aber, so die Seitenbetreiber, man könne sich mit diesen öffentlich geteilten Beitragen beschäftigen und Spaß damit haben.

Ein gewisser Uhrenhersteller scheint seinen Absatzmarkt um eine weitere Zielgruppe erweitern zu wollen.

Einnahmequelle

Eines schaffen die Influencer natürlich damit – große Aufmerksamkeit. Mit viralen Posts, egal wie plump oder kreativ die Herangehensweise ist, erzeugen sie eine größtmögliche Reichweite bei potenziellen Kunden. Unternehmen lassen sich diese Werbung durchaus einiges kosten, dennoch liegen die ausgegeben Summen weit unter jenen für herkömmliche Werbung.

Wofür wirbt dieser Mann? Richtig: Ka-ching!

Je nach Anhängerschaft, sprich Anzahl der Follower, kann von den Influencern dann unterschiedlich viel verlangt werden. Während sich die kleineren mit Followern im niedrigeren Tausenderbereich oftmals noch mit Sachgeschenken zufriedengeben, ist bei Influencern mit mehr als 10.000 Followern pro Bild meist schon ein vierstelliger Eurobetrag fällig. H

at man einmal mehr als eine Million Follower auf seinem Kanal, kann pro Bild schon mit mehr als 20.000 Euro gerechnet werden. So viele Abonnenten haben jedoch nicht einmal 0,5 Prozent der selbstdeklarierten Influencer.

Es ließ sich nicht klären, ob dieser Bifi-Würstel-Beitrag tatsächlich real oder Satire ist – das ist letzten Endes auch unerheblich.

Impressumspflicht

In Deutschland – und auch in Österreich – besteht eine Impressumpflicht, insbesondere, wenn es sich um kommerzielle Kanäle handelt. Da Influencer mit ihren Inhalten zumeist Geld verdienen, müssen sie auch ein solches führen. Das scheint auch dringend nötig, gaben in einer jüngsten Studie doch 43 Prozent der Studienteilnehmer an, die Einführung von strengeren Regeln für reichweitenstarke Accounts – beispielsweise für die Kennzeichnung von Werbung – zu befürworten. Das Problem ist jedoch, dass Instagram es nicht ermöglicht, ein Impressum anzugeben.

Dementsprechend müssten Influencer, um Rechtssicherheit zu wahren, über ihr Profil auf eine externe Seite verlinken, die ein Impressum für ihr Instagramprofil angibt. Model und Vorzeige-Influencerin Cathy Hummels musste wegen angeblicher Schleichwerbung vor kurzem vor Gericht erscheinen. (red, 24.9.2018)

Auch mit ihren Photoshop-Skills überzeugen die Influencer.
Zähneputzen am Pool ...
... ist scheinbar beliebter als vermutet ...
... und rasieren am Strand. Wo sonst?
Zählt das noch als Produktplatzierung?
"So kraftvoll, dass nicht einmal Vögel landen können."