Pepi Hopf sorgt sich in "Gemmas an!" um die aussterbende Gattung des Tachinierers.

Foto: Barbara Hartl, Graph Art Line e.U.

Der Marchfelder Biobauer im zweiten Bildungsweg und gebürtige Simmeringer Pepi Hopf ist ein Meister des Stegreifschmähs. Das beweist er für gewöhnlich nicht nur mit seiner traditionellen Zugabennummer, bei der er aus ihm wahllos zugerufenen Begriffen einen spontanen Satireblues zusammenreimt (immer wieder faszinierend); in seine Premiere von Gemmas an! am Dienstag im Kabarett Niedermair fand sogar der nur wenige Stunden zuvor (noch nicht ganz) zurückgetretene SPÖ-Chef Christian Kern Eingang. Das ist Kabarett-Erstversorgung in Echtzeit, wie man sie sich wünscht.

Kerns Grundfehler, meint Hopf, sei schon bei der Vorstellung seines "Plan A" passiert: "Wie dumm kann man sein, dass man schon vor der Wahl sagt, was man machen will? Das verwirrt doch den Wähler!" Außerdem sei bei "Plan A" das "B" immer schon mitgeschwungen. Als unlängst ein Foto von Kern und dem FPÖ-geschmähten Wolfgang Ambros bei Gulasch, Seidl und grünem Salat (finde den Fehler!) auftauchte, "konnte man glauben, Ambros kandidiert bei der EU-Wahl".

Mit Gemmas an! wollte Hopf ein Programm über Arbeit schreiben. Zögerlich zunächst, aber als "Billy the Kickl" mit seinen berittenen "Leberkaskiberern" als Innenminister feststand, verlor Hopf die Scheu vor dem großen Thema. Mit Leichtigkeit verwebt er Historisch-Mythologisches zur Geschichte der Arbeit mit seinem unerschöpflichen Anekdotenreichtum aus früheren Tagen als Wiener Gemeindehackler. Wehmütig blickt Hopf auf die aussterbende Gattung des Tachinierers zurück, er sorgt sich um den Fortbestand des grantigen, aber ehrlichen Handwerkers und schaudert bei einer Zukunft, in der Youtuber und Verpackungsdesigner als Helden der Arbeit durchgehen. Gnadenlos pessimistisch – ein Programm für Widerspenstige. (Stefan Weiss, 19.9.2018)