An der Neuen Mittelschule Saxen in Oberösterreich werden Schüler doch nicht dazu verpflichtet, ihre "ranghöheren" Lehrer auf Wunsch mit Bussi zu begrüßen.

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Linz – "Uns ist ein Fehler passiert, wir sind da leider darübergestolpert": Maria Reindl, Direktorin der Neuen Musik-Mitttelschule im oberösterreichischen Saxen, bekennt im STANDARD-Gespräch Farbe. Und kündigt an, einen höchst umstrittenen Begrüßungserlass "umgehend" aus der Hausordnung zu streichen.

Konkret geht es dabei nicht um wechselseitiges freundliches Hallo zwischen Pädagogen und Schülern. Der Passus "Die richtige Begrüßung", der den Eltern dieser Tage zur Unterschrift vorgelegt wurde, enthielt nämlich Folgendes: "Dem Ranghöheren obliegt allgemein die Wahl der Begrüßung – sei es eine freundschaftliche Umarmung, ein Wangenkuss, ein Zunicken oder eben ein Handschlag. Als Rangniederer fügt man sich der Wahl und erwidert die jeweilige Begrüßung."

Aus dem Knigge übernommen

Mehrere Eltern fanden einerseits die Bezeichnungen "Ranghöhere" und "Rangniedere" aus pädagogischer Sicht nicht angebracht, andererseits stieß man sich vor allem an der Vorstellung, dass Lehrer im Fall der Fälle Kinder zur Begrüßung abschnudeln dürfen.

Reindl dazu: "Ja, es war missverständlich formuliert. Eine veraltete Ausdrucksweise. Wir haben das teilweise aus dem Knigge übernommen. Wir verlangen natürlich nicht, dass die Kinder uns küssen. Das wäre ja ein Irrsinn." Nachsatz: "Aber wir haben halt eine sehr familiäre Atmosphäre an unserer Schule."

Direktorin bedauert "übersensible Gesellschaft"

Vor allem bedauert die Schuldirektorin, dass jene Mutter, die den Fall ins Rollen gebracht hatte, sich nicht an die Schule, sondern die Medien gewandt hat: "Wir hätten das umgehend und ohne große Aufregung ändern können." Aber es sei eben durch die MeToo-Debatte "eine unglaubliche Übersensibilisierung" entstanden, sagt Reindl. "Eine Abkühlungsphase würde der Gesellschaft guttun." (Markus Rohrhofer, 20.9.2018)