Senioren beflegeln gehört sich halt nicht – aber Radrückspiegel halten das aus.

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Schuld sind die Rückspiegel. Obwohl die grundsätzlich sinnvoll sind. Wären. Etwa weil man dann vor dem Ausscheren einen Blick nach hinten werfen könnte, ohne beim Schulterblick im Winkel von 45 Grad zur bisherigen Fahrtrichtungen abzubiegen.

Wobei der Konjunktiv bewusst gewählt ist. Denn Rückspiegel-Biker bewegen sich auf Radtourenrouten wie dem Donauradweg grundsätzlich in plauderoptimierten Zweier- oder Dreierreihen. Und denken keine Sekunde daran, für andere, Schnellere, Platz zu machen. Auch wenn die schon länger geduldig hinter den Bummlern herzuckeln. (Das eigene Tempo sei jedem gegönnt. Die Frage, wie man mit E-Bikes dermaßen langsam sein kann, ist ein anderes Thema.) "Müssen Se heute eben alle mal hübsch langsam fahren. Dann sehen Se wenichstens mal ihr eigenes, schönes Land." Solche Leute picken auch auf der Autobahn auf der linken Spur. Mit 90 km/h – und Hut.

Dreierkette

Autobahn passt. "Flussaufwärts geht’s am anderen Ufer!", heißt es, wenn eine Rückspiegeldreierkette Gegenverkehr ("Sie sind hier Geisterfahrer, dat wissen Se hoffentlich! Dat is verboten und jefährlich!") durch das Beibehalten der Formation bewusst ins Gras zwingt. ("Passen Se jefällichst selbst auf de Kinder auf – wir sind ’ne Gruppe!")

Dass das nicht am Rückspiegel liegt? Eh. Nur ist der halt Standardausrüstung jener Leih-E-Bikes, mit denen immer mehr ältere Touristen in Gruppen donauabwärts rollen. Und Senioren beflegeln gehört sich halt nicht – aber Radrückspiegel halten das aus. (Thomas Rottenberg, 28.9.2018)