London/Wien – Dass Österreichs Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen beim Forschungsoutput ziemlich viel Luft nach oben haben, ist bekannt. Doch wie schaut eine ganz aktuelle Wachstumsbilanz in der Spitzenforschung aus, gemessen an Publikationen in Top-Journalen? Wurde es in den letzten Jahren im internationalen Vergleich besser? Oder werden wir noch weiter nach hinten durchgereicht in den globalen Rankings?

Zur Messung der aktuellen Dynamik von Forschungsinstitutionen weltweit hat der Wissenschaftsverlag "Nature" eine Liste unter dem Titel "Rising Stars" veröffentlicht. Und wie immer bei solchen Rankings kann man über die Methodik lange diskutieren. In vorliegenden Fall werden Forschungsergebnisse herangezogen, die in 82 der renommiertesten Fachzeitschriften erschienen. Dieser "Nature Index" wiederum wurde von zwei unabhängige Panels von Wissenschaftern ausgewählt. Zu den Zeitschriften gehören die üblichen Verdächtigen wie "Nature", "Science" oder "Cell".

China überrennt den Rest der Welt

Pro Institution wurde die Zahl der Veröffentlichungen 2015 mit jener aus 2017 verglichen, wobei für die Rangliste zuvor jeweils der relative Anteil der Forschungseinrichtung pro Publikation errechnet wurde. Um ein Beispiel zu geben: Stammt bei einem Artikel in "Nature" (oder einem anderen der 81 Top-Journale) mit vier Autoren einer von Universität Wien, erhält die Uni Wien 0,25 Punkte.

Welche Forschungseinrichtungen machten auf Basis dieser Messmethode zwischen 2015 und 2017 die größten Fortschritte? Das Ergebnis, über das auch das Fachblatt "Times Higher Education" (THE) berichtet, fällt eindeutig aus: Etwas mehr als die Hälfte der aufstrebenden Top-100-Institutionen und neun von den Top-10 der "Rising Stars" kommen aus China: An der Spitze des Aufsteiger-Rankings steht die Universität der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, deren Punktezahl um mehr als 150 anstieg, gefolgt von der Universität Tsinghua.

Nicht nur Quantität, auch Qualität

Die Daten sind ein weiterer Beweis dafür, dass Chinas kometenhafter Aufstieg als Forschungsnation nicht nur auf die Quantität beschränkt ist, sondern auch Publikationen in Top-Journalen miteinschließt. Bereits eine Datenanalyse von Elsevier für das Fachjournal "THE" vor einigen Monaten ergab, dass China schon rund um das Jahr 2025 die USA auch bei den Top-Publikationen überholen könnte.

Die erste Institution außerhalb Chinas auf dieser Liste sind die Indian Institutes of Technology (also der Verbund der Technischen Hochschulen Indiens), während die erste nicht-asiatische Forschungseinrichtung bzw. Universität die University of California in Irvine auf Platz 11 ist. Die gute Nachricht: Auch etliche österreichische Universitäten und Forschungseinrichtungen waren in den letzten Jahren auf der Überholspur unterwegs.

Anzahl der Forschungseinrichtungen pro Land, die es unter die 100 Top-Aufsteiger von 2015 bis 2017 brachten. Österreich ist mit der Uni Wien und mit dem IST Austria gleich doppelt vertreten, China mit etwas mehr als 50 Institutionen.
Grafik: Nature/THE

Auch Österreich hat einige "Aufsteiger"

Die Universität Wien befindet sich bei den aufstrebenden Institutionen auf Platz 65 (mit einem Zuwachs von 14,84 Punkten), das IST Austria in Klosterneuburg mit einem Plus von 13,49 auf Platz 72. Noch beeindruckender: Der relative Zuwachs des freilich auch personell weiter stark wachsenden IST Austria beträgt satte 124 Prozent (!). Unter die Top-200 schaffte es zudem noch die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) (Platz 103), die Technische Universität Graz (Rang 124) und das Vienna Biocenter mit Platz 154 unter den "Rising Stars".

Sind die relativen Wachstumsraten zum Teil beträchtlich (an der TU Graz etwa rund 65 Prozent), so reichen die absoluten Zahlen der Anteile an den Topforschungspublikationen laut dieser Berechnung nur für hintere Plätze: Die Uni Wien schaffte 2017 Rang 239 unter allen Forschungsinstitutionen weltweit, die ÖAW Platz 396, alle anderen der genannten aufstrebenden Institutionen und Universitäten sind nicht unter den ersten 500 vertreten.

Und das ist die nicht so gute Nachricht. (tasch, 21.9.2018)