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Auf der eigenen Hausmesse "F8" im Mai – die Aufregung um den Datenskandal rund um Cambridge Analytica hate sich gerade erst gelegt – präsentierte Facebook einen neuen Vorstoß in neue Gewässer. Das Unternehmen kündigte an, eine eigene Verkupplungsplattform namens Facebook Dating ins Leben zu rufen.

Nun hat das Portal zur romantischen Zusammenführung erstmals den Testbetrieb aufgenommen. Nutzer in Kolumbien können sich seit kurzem auf Partnersuche begeben.

Rücksicht statt Impuls

"Das Ziel ist es, Facebook zum besten Ort zu machen, online eine Beziehung zu beginnen", erklärt dazu Produktmanager Nathan Sharp gegenüber Techcrunch. Dafür will man sich von der mannigfaltigen Konkurrenz im Vermittlungsgeschäft abheben. Statt Teilnehmern im "Tinder"-Stil eine Barrage an anderen Usern vorzusetzen, durch die man sich mittels Wischbewegung durcharbeitet, soll es dezidiert um potenzielle Lebenspartner gehen. Man beackert also ein Feld, auf dem sich derzeit Anbieter wie OkCupid tummeln.

Man wolle, dass den Nutzern klar ist, dass hinter den Profilbildern Menschen stehen und Rücksicht mehr zählt, als reiner Impuls. Eine breite Nutzerbasis für ein Datingportal ist jedenfalls vorhanden. 200 Millionen Facebooknutzer haben als Beziehungsstand "single" eingetragen. Verpflichtend wird die Nutzung freilich nicht. Wenn Facebook Dating in einem neuen Land startet, wird man aber User mit einer Nachricht im Newsfeed auf das Angebot aufmerksam machen.

Facebook Dating testet in Kolumbien.
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"Bei welchem Lied singst du immer laut mit?"

Teilnehmer erhalten ein eigenes Profil, in das sie eine Selbstbeschreibung einfügen und diverse Informationen – etwa zu Ausbildung, Religion oder Körpergröße – eintragen können. Bei den Angaben zu Geschlecht und sexueller Ausrichtung werden auch Auswahlmöglichkeiten abseits der traditionellen Norm geboten. Dazu kann man bis zu zwölf Fotos einfügen und 20 Fragen zur eigenen Persönlichkeit öffentlich beantworten – etwa: "Bei welchem Lied singst du immer laut mit?".

Die Partnersuche erlaubt verschiedene Filter. Potenzielle Liebschaften können nach Entfernung, Religion, Größe und anderen Aspekten sortiert werden. Man kann sich auch dafür entscheiden, öffentlich anzuzeigen, an welche Events man besucht und an welchen Gruppen man teilnimmt, um andere Leute zu finden, die dort auch partizipiert haben. Nutzer, die man blockiert hat, tauchen in den Ergebnissen nicht auf. Personen, die man irgendwann entfreundet hat, allerdings schon.

Keine faden "Anmachen" und Penisbilder

Die Suchergebnisse werden der Reihe nach durchgeschalten. Bevor man die nächste Person ansehen kann, muss man sich entscheiden, ob man am aktuellen Gegenüber interessiert ist. Falls ja, kann man eine der Persönlichkeitsfragen oder ein Foto wählen, und der Person eine Nachricht dazu schicken. Beim Gegenüber landet die Botschaft in einer separaten Inbox. Erst, wenn eine Antwort verfasst wird, verlagert sich die Konversation in einen eigenen Chat, der vom Facebook Messenger getrennt ist. Von da an obliegt es den Nutzern, mehr aus dem Erstkontakt zu machen.

Mit der Verknüpfung der Kontaktaufnahme mit konkreten Profilinhalten will man dafür sorgen, dass weniger generische "Anmachsprüche" verschickt werden. Der Chat unterstützt auch keine Fotos, womit auch der unerwünschte Versand von Penisfotos und ähnlichen Aufnahmen unterbunden wird. Zwecks Betrugsvermeidung wird außerdem die eigene Wohnortangabe via GPS überprüft. Es gibt zumindest keine offensichtlichen Probleme in Sachen Privatsphäre, attestiert man bei Techcrunch.

Datenschatz als Langzeitvorteil

User in Kolumbien können derweil nur Profile anlegen, aber noch nicht nach Partnern suchen. Datingvorschläge liefert man erst, wenn genug Leute dabei sind, was aber nicht lange dauern sollte. Für Kolumbien hat man sich deswegen als Testgebiet entschieden, weil in Südamerika Online-Dating kulturell mittlerweile akzeptiert sei und das Land mit 30 Millionen aktiven Nutzern pro Monat eine gute Basis bietet.

Langfristig ist es freilich der riesige Datenberg, den Facebook über seine Nutzer angehäuft hat, der dem Unternehmen einen massiven Vorteil gegenüber der Konkurrenz bescheren könnte. Dazu muss allerdings erst ein erfolgreicher Start gelingen. Und langfristig bleibt abzuwarten, ob Facebook das Versprechen hoher Datenschutzstandards bei seinem Datingportal einhalten kann. (red, 21.09.2018)