Wahrscheinlich liegen die Nettokosten sogar bei rund einer Milliarde Euro, heißt es vom IHS.

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2,4 Milliarden Euro – so viel kostet das Rauchen in Österreich jährlich. Zu dieser Zahl ist nun das Institut für Höhere Studien in einer Untersuchung gekommen. "Das ist eine erhebliche Summe, die man einfach vermeiden könnte", sagt der Studienleiter Thomas Czypionka.

Der Anteil an Rauchern ist in Österreich deutlich höher als in anderen EU-Ländern. In der Gesundheitsbefragung 2014 der Statistik Austria gaben 24 Prozent der Befragten an, täglich zu rauchen. Im EU-Schnitt beträgt dieser Anteil laut Eurostat nur etwa 18 Prozent. Auf dem der European Tobacco Control Scale, der europaweit die verschiedenen politischen Maßnahmen zur Tabakreduktion vergleicht, belegt Österreich den letzten Platz, so Czypionka.

Die hohe Anzahl an Rauchern sorgt nicht nur für menschliches Leid und deutlich reduzierter Lebenszeit bei den Tabakkonsumenten, sondern auch für einen immensen wirtschaftlichen Schaden. Medizinische Kosten, aber auch auf Rauchen zurückzuführende Ausgaben für Pflege, Krankengelder und Invaliditätspensionen sowie häufigere Krankenstände, Invalidität und vorzeitige Sterblichkeit von Erwerbstätigen und andere Faktoren verursachten 2016 etwa einen Schaden von 2,4 Milliarden Euro.

"Gastronomen müssen sich nicht fürchten"

Das Argument, dass Raucher dies mit der Tabaksteuer abfedern, ist Czypionka zufolge, nicht richtig. Einerseits decken die Einnahmen von 1,8 Milliarden Euro durch die Steuer die Kosten bei weitem nicht ab, andererseits könne der Staat entsprechende Einnahmen auch durch die Erhöhung anderer Steuern lukrieren.

Die Experten des IHS glauben zudem, dass die Nettokosten wahrscheinlich noch höher als 665 Millionen Euro seien. Letztere Zahl ergibt sich aus einer Gegenrechnung von 2,4 Milliarden Euro Schäden mit 1,8 Milliarden Euro an Tabaksteuereinnahmen. Wahrscheinlich liegen die Nettokosten sogar bei rund einer Milliarde Euro. Unter Berücksichtigung einer Lebenszyklus-Berechnung für die Tabaksteuer kamen die IHS-Experten nämlich auf rund 1,3 Milliarden Euro an Tabaksteuer-Einnahmen (Annuität). Die Tabaksteuereinnahmen verändern sich ja von Jahr zu Jahr und haben erst zuletzt 1,8 Milliarden Euro erreicht. Ziehe man nur diese 1,3 Milliarden Euro von den 2,4 Milliarden Euro Gesamtschaden ab, ergäben sich höhere Nettokosten durch das Rauchen.

Finnland als Beispiel

Czypionka empfiehlt, Österreich solle sich bei den Anti-Tabak-Maßnahmen an Finnland orientieren, das auf der europaweiten Skala auf Platz sechs liegt – und somit auch erreichbar wäre. In dem skandinavischen Land rauchten 2014 nur mehr 14,4 Prozent der Männer und 10,9 Prozent der Frauen. "Es gibt dort natürlich auch ein Rauchverbot in der Gastronomie", so der Studienleiter. Apropos: Gleich mehrere Studien seinen inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass sich ein Rauchverbot – bis auf Bars und Pubs – nicht negativ auf die Gastronomie wirkt. "Die Gastronomen müssen sich nicht fürchten", so Czypionka. Österreich könnte sich mit dem Finnland-Model jedenfalls mehr als eine Million Euro einsparen.

Wer nicht auf staatliche Intervention warten will, dem stehen in Österreich gleich eine Bandbreite an Angeboten zur Verfügung, um mit dem Rauchen aufzuhören. Eine zentrale Anlaufstelle ist das Rauchfrei-Telefon unter der Nummer 0800 810 013. Die Servicestelle ist Montag bis Freitag von 10.00 bis 18.00 Uhr besetzt. Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist laut der Leiterin Sophie Meingassner keine Schande. Immerhin handle es sich um eine Suchterkrankung, bei der die letztlich "die Zigarette bestimmt, wann sie geraucht wird". (APA, 22.9.2018)