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Ein Mitglied der Nusra Front erklimmt die Fahnenstange.

Foto: REUTERS/Khalil Ashawi

Idlib – Eine islamische Extremistengruppe in der umkämpften syrischen Provinz Idlib hat den von Russland und der Türkei vorgelegten Plan einer entmilitarisierten Zone abgelehnt. Die Huraz al-Din rief andere Extremistengruppen zudem auf, ihre Attacken "gegen die Feinde der Religion" zu intensivieren, "um deren Pläne zu durchkreuzen".

Hingegen äußerte das von der Türkei unterstützte Rebellenbündnis Nationale Befreiungsfront Zustimmung zu dem russisch-türkischen Plan. Die Huraz al-Din ist nicht die wichtigste islamistische Rebellengruppe. Ihre Erklärung vom Samstagabend zeigt aber die Probleme bei der Durchsetzung einer entmilitarisierten Zone. Die Huraz al-Din, zu der viele ausländische Jihadisten gehören, wurde von Kämpfern gegründet, die die Tahrir al-Sham verlassen hatten, weil diese offiziell ihre Verbindung zur Al-Kaida gekappt hatte. Dominiert wird die Tahrir al-Sham von der Nuzra-Front, die einst der offizielle Al-Kaida-Flügel in der Region war. Sie ist die wichtigste Extremistengruppe in Idlib und hat sich bisher noch nicht zu dem russisch-türkischen Plan geäußert.

Finger bleibt am Abzug

Die Nationale Befreiungsfront erklärte am Samstag, sie würde mit ihrem Verbündeten Türkei uneingeschränkt zusammenarbeiten, um eine Großoffensive der syrischen Armee auf die letzte große Rebellenhochburg in dem Bürgerkriegsland mit katastrophale Folgen für die Zivilbevölkerung zu verhindern. Ihre Waffen würden sie aber nicht abgeben. "Wir bleiben vorsichtig", erklärte die Befreiungsfront. "Unser Finger wird am Abzug bleiben."

Die Türkei, die einige als moderat geltende Rebellengruppen in Syrien unterstützt, und Russland, das an der Seite der Regierungstruppen kämpft, hatten am Montag eine Pufferzone vereinbart. Damit soll eine Großoffensive der syrischen Armee verhindert werden, die nach Einschätzung der Türkei eine neue Fluchtwelle in das Nachbarland auslösen würden. Die entmilitarisierte Zone soll 15 bis 20 Kilometer breit sein. Bis zum 15. Oktober sollen alle Rebellen dort abgezogen sein. Schon bis zum 10. Oktober müssten die Rebellen alle schweren Waffen, Panzer, Granatwerfer und Raketen aus der Zone abziehen, hatte Russlands Präsident Wladimir Putin gefordert.

Laut den Vereinten Nationen (UN) wird Idlib von rund 10.000 Milizionären gehalten. Die meisten von ihnen haben sich extremistischen Gruppen angeschlossen. Nach den UN-Angaben leben in Idlib drei Millionen Menschen, darunter eineinhalb Millionen Binnenflüchtlinge, die vor den Truppen des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad in den Nordwesten ausgewichen sind. Die UN haben wiederholt vor einer Katastrophe für die Menschen gewarnt, sollte es zum Sturm auf die Provinz kommen. (APA, 23.9.2018)