Alicante – Die österreichischen Tischtennis-Asse haben ihre zweijährige EM-Medaillenflaute in Alicante eindrucksvoll beendet. Mit je einmal Gold und Bronze sowie zweimal Silber gab es das viertbeste ÖTTV-Abschneiden in der EM-Geschichte, von der Medaillenanzahl her waren es nur 2005 und 2018 mit jeweils fünf Medaillen mehr Podestplätze. Die Krönung in Spanien bedeutete Gold im Herren-Doppel.

Wie 2012 in Herning holten Robert Gardos und Daniel Habesohn den EM-Titel, wie damals in Dänemark waren die Schweden Mattias Falck/Kristian Karlsson die Finalgegner. Gardos/Habesohn waren zudem schon 2013 in Schwechat und 2015 in Jekaterinburg Vize-Europameister im Doppel geworden. Für die anderen rot-weiß-roten Medaillen in Spanien sorgte Sofia Polcanova mit Silber in Doppel und Mixed sowie Bronze im Einzel.

Klare Angelegenheit

War das Finale 2012 gegen die Skandinavier für Gardos/Habesohn noch eine enge Angelegenheit, bestimmten sie diesmal weitgehend das Geschehen an der Platte. Letztlich wurde es für das auf Position vier eingestufte Duo gegen die Nummer-2-Paarung ein 4:1-(9,-6,4,9,8)-Erfolg. "Wir haben ausgezeichnet retourniert und hatten klare Vorteile im Kurz-Kurz-Spiel über dem Tisch", sagte Gardos. "Dadurch konnten sie nur selten die Initiative ergreifen."

Der Spanien-Legionär war Anfang September nach Österreich gekommen, um mit Habesohn am gemeinsamen Doppelspiel zu feilen. Diese spezielle Vorbereitung hatte schon bei vergangenen Titelkämpfen gute Ergebnisse nach sich gezogen. "Vor Turnierbeginn wären wir mit einer Medaille zufrieden gewesen", meinte Habesohn. "Aber das Finale wollten wir unbedingt gewinnen, nachdem wir die letzten beiden verloren haben." Seit 2012 gingen die beiden nur 2016 in Budapest leer aus.

Gardos und Habesohn halten mit diesem Erfolg bei jeweils drei EM-Goldmedaillen, hatten sie doch auch 2015 in Jekaterinburg mit der Mannschaft zugeschlagen. Damit überflügelten die beiden Werner Schlager. Der Weltmeister von 2003 hatte es auf EM-Ebene "nur" zu den Titeln 2003 im Mixed mit der Ungarin Krisztina Toth und 2005 in Aarhus im Doppel mit Karl Jindrak gebracht. Von nun insgesamt acht ÖTTV-EM-Goldenen wurden fünf im Herren-Doppel geholt.

Herausragende Polcanova

Unmittelbar vor dem Doppel-Endspiel der Herren war Polcanova in jenem der Damen mit der Russin Jana Noskowa nur knapp unterlegen. Gegen Nina Mittelham/Kristin Lang verloren die beiden 3:4 (-10,8,6,-4,8,-7,-12). Nach einer 3:2-Satzführung sahen sich Polcanova/Noskowa im entscheidenden siebenten Durchgang bei 8:10 zwei Satzbällen gegen sich gegenüber, ehe sie selbst zwei ungenutzt ließen. Ihre dritte Chancen ließen sich Mittelham/Lang jedoch nicht entgehen.

Schon am Vormittag hatte die im Einzel auf Position eins gesetzte Polcanova im Semifinale gegen Margaryta Pesotska mit 2:4 (7,-14,-10,11,-4,-5) das Nachsehen gehabt. Vorentscheidend für die Niederlage war der knappe Verlust der Sätze zwei und drei. "Das hat mental viel Kraft gekostet", sagte Polcanova. Nach dem Satzausgleich wurde sie zudem erneut von Schulterschmerzen geplagt. Polcanova: "Sie hat unheimlich stark gespielt, ich konnte ihrem kraftvollen Spiel einfach nichts mehr entgegensetzen."

Mit dreimal Edelmetall ist die Linzerin trotzdem die herausragende Spielerin dieser Titelkämpfe. Keine andere stieß mehr als einmal unter die besten vier vor. Bei den Herren kam der Deutsche Patrick Franziska ebenfalls auf drei Medaillen, alle drei jedoch in Bronze. Einzel-Gold ging an Qian Li (POL) und Rekord-Europameister Timo Boll (GER). Für Österreich waren es in Alicante die Medaillen 36 bis 39 in der EM-Geschichte, womit bei insgesamt 37 Titelkämpfen der Schnitt von unter auf über 1,0 gehoben wurde. (APA, 23.9.2018)