Alte teure Windkraftanlagen sind aus dem Förderregime gefallen. Das und die Tatsache, dass die Preise am Großhandelsmarkt gestiegen sind, hat das Unterstützungsvolumen für erneuerbare Energien in Summe leicjt verringert.

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Wien – Gute Nachrichten für Haushalte: Trotz weiteren Ausbaus von Windparks, Solaranlagen und – in geringerem Maße – Biomassekraftwerken geht die Kostenbelastung der Allgemeinheit zurück. Statt rund 100 Euro, die von einem österreichischen Durchschnittshaushalt mit einem Stromverbrauch von etwa 3.500 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr 2017 an Ökoabgabe zu zahlen waren, sind heuer nur etwa 90 Euro (inklusive Steuern) fällig. Das habe damit zu tun, dass besonders teure Windkraftanlagen, die in den Jahren 2004 und 2005 errichtet wurden, nach 13 Jahren Förderung in den freien Markt entlassen wurden und die Preise im Großhandel gestiegen sind, teilten die Vorstände der Regulierungsbehörde E-Control, Wolfgang Urbantschitsch und Andreas Eigenbauer, bei der Präsentation des Ökostromberichts am Montag mit.

Zwar ist die Ökostromvergütung insgesamt gestiegen, und zwar um knapp 100 Millionen auf den neuen Rekordwert von 1,1 Milliarden Euro; das Unterstützungsvolumen, also jene an die Betreiber von geförderten Ökostromanlagen ausgeschüttete Summe, mit der die Differenz zwischen zugesagtem Einspeisetarif und aktuellem Marktpreis vergütet wird, ist 2017 leicht um 22 Millionen auf 860 Millionen Euro gesunken. Dieses Geld wird von den Haushalten über die Netzgebühren aufgebracht. Der den Berechnungen zugrunde gelegte Marktpreis stieg von 29 auf 31 Euro je Megawattstunde (MWh). Die höchste Belastung der Haushalte durch Ökostrombeiträge gab es übrigens im Jahr 2016: Damals zahlte ein Durchschnittshaushalt rund 120 Euro Ökostrombeitrag.

Nur Norwegen hat höheren Ökostromanteil

Der jüngste Ökostrombericht, der seit Inkrafttreten des Ökostromgesetzes 2002 jährlich herausgegeben wird, liefert eine detaillierte Aufstellung über die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern. 2017 wurden 74 (2016: 71) Prozent so produziert. International ist das ein Topwert, nur Norwegen mit noch mehr Großwasserkraft hat einen höheren Anteil. Um das Ziel von 100 Prozent Stromerzeugung bilanziell bis 2030 zu schaffen, wie das im Regierungsprogramm vorgesehen ist, sind laut E-Control noch gewaltige Anstrengungen notwendig. Um den dafür notwendigen Zubau von etwa 30 Milliarden kWh zu bewerkstelligen, müsste die Ausbaugeschwindigkeit verdreifacht werden – rund 3.000 Milliarden kWh mehr pro Jahr als die rund 1.000 Milliarden kWh wie bisher.

Der Anteil des geförderten Ökostroms am gesamten Stromverbrauch ist im Berichtsjahr von 16,8 auf 17,9 Prozent gestiegen. Die größten Steigerungen bei der Ökostromerzeugung gab es 2017 bei Wind (plus 17 Prozent auf 5.746 Gigawattstunden). Die abgenommene Menge im Bereich Photovoltaik stieg um 15 Prozent auf 1.625 GWh. Während Biomasse und Biogas nahezu konstant blieben, gab es bei der geförderten Kleinwasserkraft (bis 20 Megawatt) einen Rückgang der angenommenen Strommenge von acht Prozent – Folge der vergleichsweise schlechten Wasserführung im Vorjahr, wie die E-Control betont.

Das in Vorbereitung befindliche Erneuerbare-Ausbau-Gesetz (EAG), dessen Eckpfeiler noch heuer definiert und beschlossen werden sollen, bringt eine Abkehr vom bisherigen Fördersystem. Statt der Einspeisetarife soll es eine Kombination von flexiblen Marktprämien, Ausschreibungen und Investitionsförderung geben. (Günther Strobl, 24.9.2018)