Fast dre Viertel der heimischen Schüler zwischen zehn und 14 Jahren haben sich schon einmal Geld ausgeborgt. Dieses wird aber häufig nicht zurückgegeben.

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Wien – Buben geben hierzulande mehr Geld für Videospiele aus als Mädchen, Mädchen wiederum investieren deutlich mehr in Kleidung. Die ganz große Überraschung ist das nicht. Doch wofür geben Schüler sonst ihr Taschengeld aus? Wie sieht das Sparverhalten von Jugendlichen aus, und wie steht es um die finanzielle Bildung in österreichischen Schulen?

Der Großteil der Schüler erhält Taschengeld, aber oft zu viel oder zu wenig, gemessen an den Empfehlungen (siehe unten). Mit zunehmendem Alter sparen Kinder und Jugendliche immer seltener, und viele borgen sich Geld aus, das nicht jedes Mal zurückgezahlt wird. Das sind Erkenntnisse aus einer Erhebung der Universität Wien (Institut für Angewandte Psychologie) gemeinsam mit der Münze Österreich. Befragt wurden mehr als 2.000 Kinder und Jugendliche an 21 nieder- und oberösterreichischen Schulen der fünften bis achten Schulstufe. Es handelt sich dabei um die erste empirische Studie zum Thema Taschengeld in dieser Altersklasse.

Wer bekommt wie viel?

Die Schüler gaben an, durchschnittlich so viel Geld zu bekommen:

  • Fünftklässer erhalten 12 Euro pro Monat.
  • Sechst- und Siebentklässler erhalten 20 Euro pro Monat.
  • Achtklässler erhalten 25 Euro pro Monat.

Was wird gekauft?

Am meisten investieren die Kinder und Jugendlichen in Essen – einerseits für die Jause in der Schule, aber auch für Fastfood zwischendurch. Erst danach kommen Aktivitäten mit Freunden. Hier die fünf wichtigsten Ausgaben:

  • Essen: 53,9 Prozent
  • Treffen und Aktivitäten mit Freunden: 48,7 Prozent
  • Süßigkeiten: 46,2 Prozent
  • Kleidung: 42,9 Prozent
  • Geschenke, Mitbringsel: 38,4 Prozent
Es zeigen sich klare Unterschiede, wofür Buben und Mädchen ihr Geld ausgeben.
Foto: Universität Wien & Münze Österreich AG

Zu viel oder zu wenig gegenüber Empfehlung

Kinder, denen ihr Taschengeld täglich ausgehändigt wird, verfügen meist über einen deutlich höheren Betrag als empfohlen. Bei der monatlichen Auszahlung hingegen sei die Summe häufig viel niedriger als wünschenswert, so die Studienautoren. 43 Prozent gaben an, monatlich Taschengeld zu bekommen, 25 Prozent wöchentlich und vier Prozent täglich.

Jene 28 Prozent, die nur unregelmäßig oder nie Geld bekommen, stammen nicht zwingend aus armen Verhältnissen. "Kinder aus gutsituierten Familien wollen oft kein Taschengeld. Sie bekommen alles, was sie wollen, und würden deshalb auf eigene Mittel gerne verzichten", sagt Bildungspsychologin Christiane Spiel, die mit ihrem Team die Studie durchgeführt hat.

Laut der "Taschengeld-Formel" wird für Sechs- bis Zwölfjährige ein wöchentliches Taschengeld in der Höhe von 30 bis 50 Cent multipliziert mit den Lebensjahren des Kindes empfohlen. Für 13- bis 19-Jährige ergibt sich damit das monatliche Taschengeld durch die Multiplikation von zwei bis 3,60 Euro mit dem Alter. Wenn ein Kind täglich Geld erhält, sprechen die Studienautoren nicht von Taschengeld. Das kleinste Intervall dafür sei eine Woche.

Der Ist-Zustand unterscheidet sich deutlich vom Soll.
Foto: Universität Wien & Münze Österreich AG

Ausborgen und Sparen

"Mit Blick auf die Verschuldungen von Jugendlichen ist besonders interessant, dass sich 74 Prozent der von uns befragten Schüler schon einmal Geld ausgeborgt haben", so Spiel. "Den Eltern zahlen es nur 47 Prozent immer zurück. Bei Freunden sind es 61 Prozent, die das Geld immer zurückzahlen." Ihren Angaben zufolge sucht bereits jeder fünfte Jugendliche Schuldnerberatungsstellen auf.

39 Prozent sparen "einen großen Teil", neun Prozent "gar nichts". Der größte Anteil – etwa ein Drittel – legt Geld für die Anschaffung elektronischer Geräte auf die hohe Kante. 44 Prozent wissen aber gar nicht, wofür sie ihr Geld aufheben. An den AHS haben die Schüler im Schnitt mehr Geld gespart (400 Euro) als Kinder an den Neuen Mittelschulen (NMS) mit 152 Euro. Buben haben im Mittel mehr gespartes Geld (340 Euro) als Mädchen (200 Euro), Landkinder (300 Euro) mehr als Stadtkinder (200 Euro).

Zu wenig finanzielle Bildung

Ein weiteres zentrales Thema der Studie war die unbedeutende Rolle von finanzieller Bildung im Schulsystem. Nur 18 Prozent der Schüler berichteten, dass das Thema im Unterricht eine Rolle spiele. Der Wunsch nach mehr finanzieller Bildung in der Schule war für die Studienautoren klar zu erkennen.

Hauptansprechpartner für finanzielle Themen seien die Eltern. Doch auch hier gebe es Probleme. "Oft möchten Kinder etwas wissen, werden aber mit einem 'Das spielt für dich noch keine Rolle' abgewiesen", erzählt Spiel. Das sei der falsche Zugang, um Kindern den Umgang mit Geld näherzubringen.

Münze-Österreich-Generaldirektor Gerhard Starsich attestiert Taschengeld eine wichtige Rolle: "Taschengeld ist ein gutes Übungskapital. Junge Menschen können damit lernen, über einen gewissen Zeitraum mit einer begrenzten Menge Geld auszukommen." Überdies sieht er im Taschengeld die erste Erziehungsstufe zum Portfoliomanagement.

Sowohl die Vertreter der Uni Wien als auch der Münze Österreich meinen, Eltern sollten mit den Kindern klar über die Verwendung des Geldes sprechen. Es solle klare Abgrenzungen geben, wofür die Eltern aufkommen und wofür nicht. (and, 24.9.2018)