Ibrahim Mohamed Solih wird Präsident der Malediven.

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Der Wahlsieg des Oppositionskandidaten Ibrahim Mohamed Solih auf den Malediven war eine große Überraschung: Einhellig hatten Beobachter zuvor die Ansicht vertreten, dass die Wiederwahl des autoritär regierenden Präsidenten am Sonntag nur eine Formsache sei. Doch am Ende kam Amtsinhaber Abdulla Yameen trotz Unterdrückung der Opposition nur auf rund 42 Prozent der Stimmen. Noch am Tag vor der Wahl hatte die Polizei die Zentrale der Demokratischen Partei MDP in Malé gestürmt, am Montag blieb Yameen nur, seine Niederlage einzugestehen. "Ich akzeptiere das Ergebnis", sagte der Wahlverlierer nach einem Treffen mit seinem Herausforderer Solih.

Ibu, wie der neue Präsident genannt wird, ist der Ersatzkandidat der MDP für den ersten demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Nasheed. Dieser gewann 2008 die Wahl gegen Yameens Halbbruder Maumoon Abdul Gayoom, der den Inselstaat zuvor jahrzehntelang mit harter Hand regiert hatte. 2012 musste Nasheed unter dem Druck eines Putschversuchs zurücktreten, er wurde später zu 13 Jahren Haft verurteilt und lebt mittlerweile im Exil. Solih und Nasheed gelten als enge Freunde, Solihs Frau Fazna Ahmed ist darüber hinaus die Cousine Nasheeds. Mit ihr hat Solih zwei erwachsene Kinder.

Früh Parlamentsmitglied

Ibu wurde ungefähr 1964 als eines von 13 Geschwistern auf der Insel Hinnavaru geboren. Bereits seit 1994 ist er Mitglied im Majlis, dem Parlament des kleinsten Staates Asiens mit nicht einmal einer halben Million Einwohnern. Ab 2004 war er an der Ausarbeitung der neuen Verfassung, die den Malediven mehr Demokratie bringen sollte, ebenso beteiligt wie an der Gründung der MDP 2003. Im Majlis hat er den Vorsitz der MDP-Fraktion inne.

Während Nasheed auf wirtschaftliche Nähe zu Indien setzte, orientierte sich Yameen vor allem an den Chinesen. Erst Ende August wurde die von China finanzierte Sinamalé-Brücke eröffnet – die erste Brücke, die zwei Inseln der Malediven verbindet. Solih will die Abhängigkeit von China verringern und für einen Ausgleich mit Indien sorgen. Die Interessen der Regionalmächte zu bedienen und demokratische Strukturen wiederherzustellen sind jedoch nicht seine einzigen Aufgaben. Immer dringlicher werden die Folgen des Klimawandels – der höchste Punkt der 26 Atolle liegt gerade einmal 2,4 Meter über dem Meeresspiegel. Dazu ist auch auf den Malediven der radikale Islam auf dem Vormarsch. (Michael Vosatka, 24.9.2018)