Vor Medienvertretern stellte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) gemeinsam mit der AWS das neue Modell "Pitch your idea!" vor.

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Wien – Vor potenziellen Geldgebern in kurzer Zeit seine Idee zu präsentieren – ein Pitch, wie es im Fachjargon heißt –, das gehört zur Start-up-Szene wie das Aufwärmen zum Alltag eines Sportlers. Die breite Masse lernte dieses Konzept spätestens durch die Puls-4-Investmentshow "2 Minuten 2 Millionen" kennen.

In der Regel geht es beim Pitchen um die Mittel privater Geldgeber, doch nun hat auch die staatliche Förderbank AWS dieses Konzept für sich entdeckt. Gemeinsam mit Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) wurde das neue Format "Pitch your idea!" vorgestellt. Dieses soll entbürokratisieren und Gründern den Zugang zu Fördergeldern erleichtern. "Es wäre altmodisch, innovative Gründer irgendwelche Papiere ausfüllen zu lassen", meint Schramböck.

Erstes Start-up

Sozusagen als Versuchskaninchen bestritt den ersten Pitch das Wiener Start-up Sign D. Fünf Minuten gibt es für die Präsentation. Das Unternehmen in spe (es wurde noch nicht offiziell gegründet) entwickelt eine App zur digitalen Identitätserkennung. Als Anwendungsbeispiel zeigte Gründer Bernhard Reiterer, wie sich mithilfe seiner App ein Bankkonto eröffnen lasse. Er sucht für seine Idee 500.000 Euro für die Entwicklungsphase. Der Markteintritt solle 2019 erfolgen, für den er sich zuversichtlich gibt – er rechnet mit 170 Millionen Euro Umsatz in den ersten drei Jahren.

Wie bei einem Pitch-Event üblich, stellten danach die Branchenexperten ihre Fragen. Ein Vertreter aus jedem Geschäftsfeld der AWS gab Reiterer Feedback und erkundigte sich zum Geschäftsmodell. Auch Ministerin Schramböck brachte sich ein und wollte Details zu Datenschutz und der Konkurrenzsituation wissen.

Spool Tools, ein Unternehmen aus dem Burgenland, das einen Onlinemarktplatz für Industriesoftware anbietet, ging als Zweiter an den Start. Gründungskleinkredite, Garantien und der Zugang zur Business-Angel-Börse mit rund 320 Mitgliedern wurden als mögliche Optionen für Spool Tools besprochen.

Pitch als Zusatzangebot

Eine Garantie für eine Förderzusage ist die Teilnahme an einem Pitch-Event jedoch nicht. Nach wie vor muss der klassische Antrag gestellt werden, über den anhand der üblichen Richtlinien entschieden wird. Ziel von "Pitch your idea!" ist, Start-ups zu den richtigen Stellen in der AWS zu lotsen und ihnen überflüssige Wege zu ersparen. Die Gründer erhalten Tipps und eine erste Einschätzung, welche Art von Förderung infrage kommen könnte.

Außerdem kenne man dann auch für die Zukunft unterschiedliche Ansprechpartner und müsse nicht extra suchen, heißt es bei der AWS. "Österreich stellt ausreichend Förderungen zur Verfügung. Gründer finden sie allerdings oft nicht, weil das System sehr bürokratisch ist", sagte Schramböck.

In Echtzeit kommt der im Sommer vorgestellte Förderkonfigurator zum Einsatz. Dabei handelt es sich um einen Online-Beratungsplattform, auf der sich Jungunternehmer informieren können. Bei Sign D waren beispielsweise sowohl das Seed- und das Pre-Seed-Förderprogramm mit bis zu 800.000 beziehungsweise bis zu 200.000 Euro Thema.

KMUs und Konzerne

Es gibt kein fixes Regelwerk, wer für die Pitch-Events infrage kommt. "Wir müssen ein grundsätzliches Förderpotenzial in der Firma sehen", erklärt Matthias Bischof, Unternehmenssprecher der AWS. Es gebe auch Überlegungen, das Modell für Klein- und Mittelbetriebe (KMU) sowie Konzerne zu öffnen – vorausgesetzt, das Konzept findet Anklang.

25 Unternehmen hatten sich beworben, zehn durften schlussendlich beim ersten Termin teilnehmen. Weitere sollen in regelmäßigen Abständen folgen – am 23. Oktober bekommen Start-ups die nächste Möglichkeit, ihre Ideen den AWS-Experten vorzustellen. Interessierte können sich unter aws.at/pitch bewerben. (Andreas Danzer, 25.9.2018)