Das erste Bild ist noch recht verwackelt (siehe Aufnahme rechts), doch es zeugt von einem beachtlichen Erfolg: Am vergangenen Wochenende landeten zwei kleine Roboter auf dem Asteroiden (162173) Ryugu. Das Manöver fand in nicht weniger als 320 Millionen Kilometer Entfernung zur Erde statt und war nur ein Zwischenschritt einer ambitionierten Mission der japanischen Raumfahrtbehörde Jaxa.

Verwackelter Schnappschuss: Rover-1A nahm dieses Bild am 22. September während eines Hüpfers auf.
Foto: Jaxa

Gut gefedert

Die beiden Miniroboter Rover-1A und Rover-1B, die mit Kameras und Thermometern ausgestattet sind und sich dank eines Federmechanismus hüpfend fortbewegen, sollen zunächst dabei helfen, die Ankunft eines weiteren Roboters vorzubereiten: In wenigen Tagen soll der deutsch-französische Lander Mascot ebenfalls auf Ryugu aufsetzen und dessen Oberfläche untersuchen. Am Ende der Mission steht die geplante Rückführung von Bodenproben des Asteroiden zur Erde durch die Raumsonde Hayabusa 2.

Künstlerische Darstellung der beiden Miniroboter, die am Wochenende auf Ryugu gelandet sind.
Illustration: Jaxa

Spuren von Wasser

Ryugu befindet sich nicht im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, sondern zählt zu den sogenannten erdnahen Objekten. Er umkreist die Sonne in etwa dem gleichen Abstand wie die Erde, aber auf einer exzentrischeren Bahn. Sein Durchmesser beträgt rund einen Kilometer. Was Ryugu aus wissenschaftlicher Perspektive so interessant macht, ist sein hohes Alter: Asteroiden gehören wie auch Kometen zu den ursprünglichsten Himmelskörpern des Sonnensystems – sie bieten also einen Blick zurück in unsere kosmische Vergangenheit. Im Falle Ryugus deuten Messungen auch darauf hin, dass das Gestein des Asteroiden einmal mit Wasser in Berührung gekommen sein könnte.

Schatten der Raumsonde Hayabusa 2 auf der Ryugus Oberfläche.
Foto: Jaxa

Wissenschaftlicher Schuhkarton

Die Untersuchungen durch Mascot, kurz für Mobile Asteroid Surface Scout, sollen unter anderem dieser Spur nachgehen. Der kleine Rover, der etwa so groß wie eine Schuhschachtel ist, soll planmäßig am 3. Oktober auf Ryugu landen. Er verfügt über ein Radiometer, eine Kamera, ein Spektrometer und ein Magnetometer und soll die mineralogische und geologische Zusammensetzung der Asteroidenoberfläche analysieren. Auch Daten zur Oberflächentemperatur und zum Magnetfeld sollen gesammelt werden. Wie die bereits gelandeten Miniroboter wird sich auch Mascot hüpfend auf Ryugu fortbewegen.

Animation des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das den Lander Mascot maßgeblich entwickelt hat.
DLR

Explosives Finale

Zu den Aufgaben des Rovers zählt es auch, geeignete Entnahmestellen für Bodenproben zu identifizieren. Für dieses letzte große Missionskapitel soll sich die Raumsonde dem Asteroiden zunächst bis auf einen Meter annähern und durch ein Rohr eine Kugel auf den Boden schießen. Der dadurch aufgewirbelte Staub soll sodann aufgesaugt und in eine Transportkammer eingeschlossen werden. Dieses Manöver soll dann an einer anderen Stelle wiederholt werden, ehe schließlich eine dritte, brachialere Entnahme ansteht: mittels Detonation.

Funktioniert alles nach Plan, wird Hayabusa 2 einen Sprengsatz auf Ryugu abwerfen und sich dann in Sicherheit bringen. Nach der Detonation kehrt die Sonde zurück und entnimmt Asteroidenmaterial aus dem frischen Krater. Dann soll sich Hayabusa 2 auf den Rückweg Richtung Erde begeben und die Proben 2020 in einer speziellen Kapsel absetzen. Für den kleinen Lander und seine Robotergefährten gibt es hingegen keine Heimkehr: Sie verbleiben auf dem Asteroiden. (David Rennert, 27.9.2018)