Doha – Amnesty International hat erneut auf die prekären und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in Katar im Zuge der Bauarbeiten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar hingewiesen. Wie Recherchen der Menschenrechtsorganisation ergeben haben, sollen Arbeitern der Baufirma Mercury Mena Löhne seit 2016 systematisch vorenthalten worden sein.

Konkret geht es um das Vorzeigeprojekts Future City Lusail. 78 ehemalige Arbeiter aus Indien, Nepal und den Philippinen hätten berichtet, dass es seit 2016 immer wieder zu Verzögerungen der Lohnauszahlungen kam, bis diese 2017 ganz ausblieben. Demnach schuldet die Firma ihnen umgerechnet bis zu 2.100 Euro, ihre Schicksale seien kein Einzelfälle.

Laut Amnesty gab der Geschäftsführer von Mercury Mena zu, dass Löhne angeblich aufgrund von unzuverlässigen Geschäftspartnern zu spät gezahlt worden seien, wies aber die Vorwürfe der Ausbeutung zurück.

Untersuchungen

Nach Berichten über die sklavenähnlichen Zustände auf den Großbaustellen für die Fußball-WM 2022 hatte die Internationale Arbeitsorganisation ILO 2014 Untersuchungen eingeleitet. Auf internationalen Druck verkündete der Golfstaat später ein Ende seines umstrittenen "Kafala"-Systems, das ausländische Arbeitskräfte schutzlos ihren Vorgesetzten ausliefert. Laut Amnesty steht die Umsetzung dieser Reformen noch aus.

Den 2,1 Millionen ausländischen Arbeitskräften im Land wurden Verträge und Mindestlohn versprochen. Amnesty forderte Katar und Nepal, von wo viele Arbeitsmigranten herkommen, nun auf, dringend Verbesserungen vorzunehmen.

"Die Regierung von Katar hat nun die Möglichkeit, ihr Ansehen im Hinblick auf Arbeitsrechte vor der Fußballweltmeisterschaft entscheidend zu verbessern. Die Zahlung einer umfassenden Entschädigung an die Arbeiter von Mercury Mena wäre ein wichtiges Zeichen, um deutlich zu machen, dass die Behörden gewillt sind, diese Möglichkeit zu ergreifen. Da viele ehemalige Arbeiter erneut über eine Migration nachdenken, um ihre Schulden abzubezahlen, gilt es hier, keine Zeit zu verlieren", sagte Steve Cockburn, der Leiter Abteilung "Globale Themen" bei Amnesty. (APA, 26.9.2018)