Zauberformel für die Selbstvermarktung: Rhetorik. Gerade in digitalen Zeiten, sagt Tatjana Lackner.

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Die Digitalisierung zwingt uns dazu, analog besser zu werden. Klingt komisch? Mit riesigen Schritten bewegen wir uns in Richtung Virtualisierung, Cloud-Lösungen, Internet der Dinge, Industrie 4.0 und Augmented Reality. Maschinen werden viele Abläufe ersetzen, aber einstweilen sind sie noch nicht besser im assoziativen Denken, und sie sprühen auch nicht vor Wortwitz oder geistreichen, schlagfertigen Interventionen, die manche von uns trainiert und verfeinert haben.

Legal Tech hat in der Welt der Rechtsanwaltskanzlei schon für Furore gesorgt. AI machte es möglich. Computer erledigen nachweisbar repetitive Tätigkeiten schneller und fehlerfreier als Menschen. Für knifflige juristische oder steuerliche Themenstellungen wird es auch weiterhin menschliche Experten brauchen, aber vieles ist bereits mittels lernfähiger Algorithmen lösbar. Zeit-, Geld- und Personalersparnis sind für wettbewerbsorientierte Unternehmen klare Argumente. Bei Baker & Mc Kenzie fürchtet man sogar den "Uber-Effekt" für Anwälte und bereitet sich gedanklich vor auf eine Zeit der "Digital Disruption". Den Begriff hat der Harvard-Ökonom Clayton Christensen in seinem Hauptwerk The Innovator's Dilemma geprägt. Wenn das bestehende Marktmodell durch technologischen Fortschritt zerschlagen wird, dann spricht man von digitaler Disruption.

Teil 1 unserer Serie "Sprich!"
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Allein die sinkende Zahl der Pflegekräfte gegenüber der steigenden Zahl an Senioren lässt aufhorchen. Pflegeroboter aus Asien sind bereits auf dem Vormarsch und in Japan beispielsweise erfolgreich im Einsatz. In einem High-Tech-Altenheim in der Nähe von Osaka haben beispielsweise Robots von Panasonic das Sagen. Noch sind sie teuer. Auf der anderen Seite kostet Intensivpflege rund 15.000 Euro pro Monat. Kein Wunder, dass im digitalen Zeitalter über günstigere Lösungen langfristig nachgedacht wird.

Gib mir Emotionen

Viele Hundebesitzer sind glücklich, seit sie dank Livestream-Videos ihre Lieblinge auch vom Arbeitsplatz aus beobachten. Über eine App können sie sogar mit ihnen kommunizieren. Sobald Bellgeräusche wahrgenommen werden, erhalten die Hundebesitzer – auf Wunsch – zudem Push-Benachrichtigungen. Selbstredend gibt es diese interaktiven Überwachungen längst nicht nur für Hunde, sondern auch für Kinder.

Reden können digitale Assistenten wie Alexas und Siris zwar längst, aber sie berühren uns emotional noch nicht. Das haben sie allerdings mit einigen menschlichen Zeitgenossen gemeinsam: Schlechte Sprecher im Fernsehen oder lahme Präsentatoren auf der Bühne bringen uns auf die Palme, wenn sie durch ihre monotone Sprechweise offenbar versuchen, sich selbst wachzuhalten. Im Gegensatz dazu verwenden künstliche Intelligenzen keine nervigen "Ähs" und "Am Ende des Tages"-Floskeln.

Fazit: Wir sollten Gesprächsführung und rhetorische Fertigkeiten ernst nehmen und uns weiterhin abheben von Robots. Den Irrglauben, "Sprechen lernen" sei nur etwas für Moderatoren und Berufssprecher, werden sich manche Branchen in Zukunft nicht mehr leisten können. Die Devise lautet: Lern sprechen! Reden kannst du bereits. (Tatjana Lackner, 27.9.2018)