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Wien – Just beim Umgang mit dem in Österreich immer noch beliebten Bargeld galt es für die Onlinebank N26 die Produktpalette zu erweitern. Für das sogenannte Cash26 wurde nun eine Kooperation mit der Drogeriekette DM eingegangen: "Unsere österreichischen Kunden können jetzt bei 400 Einzelhändlern Geld abheben und einzahlen – ohne dass wir ein eigenes Filialnetz betreiben", sagt Österreich-Chef Georg Hauer. Als "psychologisch wichtig" empfindet er die Möglichkeit, auch Geld einzahlen zu können. In den nächsten Monaten soll die Zahl der Standorte durch die Zusammenarbeit mit weiteren Einzelhändlern erhöht werden – eigene Bankfilialen sind aus Kostengründen weiterhin nicht vorgesehen.

Denn ein Erfolgsfaktor ist Hauer zufolge die schlanke Verwaltung mit bloß 430 Mitarbeitern für mittlerweile "deutlich über einer Million Kunden". Der Wermutstropfen: Das Personal betreut die 17 europäischen Märkte von Berlin aus, wo die ursprünglich 2013 in Wien gestartete "Smartphone-Bank", wie sich N26 selbst sieht, heute angesiedelt ist. Hauptsächlich wegen besserer Bedingungen für das Recruiting von Mitarbeitern und für die Finanzierung. "Österreich ist aber für uns ein besonders wichtiger Markt", beteuert Hauer. Kundenzahlen für einzelne Länder gebe N26 zwar nicht bekannt, allerdings sei die Alpenrepublik der Markt mit der höchsten Kundendurchdringung.

Expansion über den Atlantik

Ein Listing von N26 an der Börsen sei langfristig durchaus möglich, "aber noch nicht übermorgen", sagt Hauer: "Ein Börsengang wird dann relevant, wenn wir uns über die Börse effizienter finanzieren können als über Direktinvestitionen. Das ist derzeit nicht der Fall." Was die Onlinebank erst im März mit dem Einstieg des deutschen Versicherungsriesen Allianz und des chinesischen Internetkonzerns Tencent unter Beweis gestellt und 160 Millionen Dollar in die Kassen von N26 gespült hat. Die Liquiditätsspritze erfolgte rechtzeitig vor der geplanten Expansion in Länder außerhalb der Eurozone. Noch heuer soll der Schritt über den Ärmelkanal auf den britischen Markt erfolgen, im nächsten Jahr soll mit der Expansion in die USA auch der Atlantik überwunden werden.

Ausgebaut werden soll bei N26 auch die Sprachsteuerung über das Smartphone. Bei mobilem Banking werden Kunden Hauer zufolge "immer stärker über Sprache mit dem Gerät kommunizieren". Bitte warten heißt es hingegen für Produkte, die auf Kryptowährungen wie Bitcoin beruhen. Österreich-Chef Hauer hält das Thema zwar für "sehr spannend", allerdings sei das Kundeninteresse seit dem Platzen der Preisblase im vergangenen Dezember deutlich abgeflaut. Man wolle nur Produkte für den Massenmarkt anbieten und bringe diese daher erst auf den Markt, sobald man damit ungefähr die Hälfte der Kunden erreichen könne. (aha, 29.9.2018)