Die Geschlossenheit, die die SPÖ noch vor wenigen Tagen nach außen getragen hat, ist schnell von den alten Machtkämpfen verdrängt worden. Seitdem Pamela Rendi-Wagner den Umbau der Partei nach ihren Vorstellungen bekanntgegeben hat – und damit den Ländern ihre neue Stärke zeigte –, brodelt es.

Wiens SPÖ-Chef Michael Ludwig drückt seinen Unmut darüber, dass keiner seiner Wiener Funktionäre in der obersten Parteiliga mitspielen darf, nicht so offen aus, wie es die steirischen Genossen tun. Er setzt auf Freundlichkeit und Besorgnis. Er unterstütze Rendi-Wagner voll und ganz, doch die Loyalität der größten Landesorganisation habe einen Preis, mahnt Ludwig.

Auch dass er seine neue Chefin vor der "sehr starken persönlichen Belastung" durch die Doppelfunktion der Klub- und Parteileitung warnt, wirkt im ersten Moment wie Fürsorge, hinterlässt aber den fahlen Beigeschmack, die neue Vorsitzende sei fragil (eine Frau) und brauche Hilfe – am besten wohl von Wien. Denn dort hält Ludwig (ein Mann) die Funktionen des Bürgermeisters und des Landesparteichefs schließlich ganz gut aus.

Rendi-Wagner wird wohl oder übel Tauschgeschäfte für die Erhaltung der Freundschaft in den Ländern eingehen müssen. Sie darf nur nicht zulassen, dass der Preis zu hoch ist. Sonst bleibt von der ersten Stärke wenig und es ergeht ihr wie ihren Vorgängern. (Oona Kroisleitner, 27.9.2018)