Paradoxon: Von allen Vereinen Österreichs spielt Dornbirn am kürzesten oben mit. Dafür ist Dave MacQueen aktuell der längstdienende Coach.

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Manager Kutzer baut auf einen Mix aus Transfers und Konstanz.

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Man soll eine Eishockeysaison nicht vor dem Playoff loben. Aber angelassen hat sich das Spieljahr 2018/19 überaus überraschend. Da finden sich die Red Bulls Salzburg, die zuletzt im Finale der Erste Bank Liga an Bozen scheiterten und also Österreichs Meister sind, mit nur einem Punkt fast am Tabellenende wieder. Und an der Spitze steht der Dornbirner EC.

Vorarlberg ganz oben, das hat's im Eishockey lange nicht gespielt, in diesem Jahrtausend noch gar nicht. Die großen Erfolge der VEU Feldkirch passierten in der zweiten Hälfte der 90er, der Gewinn der European Hockey League 1998 war der Höhepunkt. Zu Feldkirch will Alexander Kutzer, Dornbirns Manager oder auch Obmann, freilich keine Parallelen ziehen. Er setzt auf "saubere, langsame, kontinuierliche Entwicklung". Die VEU, nur zur Erinnerung, war ein flott groß aufgeblasener Luftballon, den es mit einem Knall zerriss, als den Erfolgen ein finanzielles Fiasko folgte.

Der andere Weg

Dornbirn geht einen anderen Weg. Die sogenannten Bulldogs spielen das siebente Jahr oben mit, dreimal haben sie das Playoff erreicht, dreimal nicht. Das Semifinale war stets außer Reichweite, beim letzten Anlauf im März ist Dornbirn achtbar (2:4 Siege) an Salzburg gescheitert. Den aktuellen Lauf erklärt Manager Kutzer so: "Wir haben uns schnell gefunden, sind weiter als andere Teams. Aber es wäre vermessen zu sagen, wir hätten das geplant. Wir wissen, dass wir nicht ewig vorne stehen werden."

In vier Spielen feierte Dornbirn vier Siege, drei davon auswärts, in Innsbruck (4:3 nach Verlängerung), in Zagreb (8:1), in Villach (4:0) sowie einen daheim gegen Linz (3:2). Heute gastiert Fehervar, am Sonntag der KAC im Ländle, wo es auf dem Spielersektor schon Kontinuität hat, dass es keine Kontinuität gibt. Auch in diesem Sommer wurden zehn neue Cracks verpflichtet, anders geht es nicht, sagt Kutzer. "Wir holen Spieler, denen wir die Chance geben, Dornbirn als Sprungbrett zu verwenden. Das ist unser Modell." Diese Spieler lassen Vorarlberg oft bald wieder hinter sich, der eine oder andere "Dornbirner" ist schon in Deutschland oder Schweden gelandet, zuletzt wurde DEC-Kapitän Jamie Arniel von den Vienna Capitals geholt. "Das", sagt Kutzer, "macht uns schon stolz."

Konstante MacQueen

Eine Konstante gibt es sehr wohl, sie heißt Dave MacQueen und ist seit 2012 Cheftrainer in Dornbirn. Der 59-jährige Kanadier war zweimal "Coach des Jahres" in der Ontario Hockey League (OHL) und zwischendurch zwei Saisonen lang Assistenzcoach beim NHL-Verein Tampa Bay Lightning. In Dornbirn genießt er uneingeschränktes Vertrauen. Selbst eine Serie von 15 Niederlagen in der Vorsaison hatte nichts daran geändert. Kutzer: "Wir haben die Ruhe bewahrt. Wir wollen langsam aufbauen, etwas wachsen lassen. Und ein Einzelner kann sowieso niemals allein der Schuldige sein."

Der Manager selbst und Assistenztrainer Rick Nasheim zeichnen fürs Scouting verantwortlich. Wichtig ist ihnen, dass neue Spieler Charakter haben, sich nicht verstecken. Beispiel ist die aktuelle Situation. Der prominenteste Neuzugang, US-Center Rob Bordson, erlitt in der Vorbereitung eine schwere Knieverletzung, er fällt lange aus. Kutzer: "Die anderen jammern nicht, sondern springen ein." Auffällig ist Dornbirns Effizienz, aus 108 Torschüssen resultierten 19 Tore, die Ausbeute (17,59 Prozent) ist top.

Junge Eiszeit

Nebstbei peilt man einen Zuseherschnitt von 2700 an und bemüht sich um gute Nachwuchsarbeit. Derzeit, da noch zwei Stürmer geholt werden sollen, bekommen die jungen Spieler, die teils auch beim Farmteam Bregenzerwald engagiert sind, besonders viel Eiszeit. Mehr Unterstützung würden sich die Dornbirner von politischer Seite erhoffen. Die Bedingungen in der und um die Messehalle könnten besser sein, Kutzer zeigt es regelmäßig auf. "Wir erfüllen eine sozialpolitische Aufgabe. Wir bewegen Kinder, wir bringen Menschen zum Sport. Wir können die Politik nur immer wieder auf uns aufmerksam machen." Saisonziel bleibt das Erreichen des Playoffs, ihm und der Aufmerksamkeit kommt Dornbirn von Sieg zu Sieg näher. (Fritz Neumann, 27.9.2018)