Altweibersommer. Was war das für ein Altweibersommer, hm? Herrlich. Da konnte man noch im September offen fahren. Altweibersommer.
Jeder noch so eklige Name sei ihr völlig gleichgültig, wenn sie nur ein Foto mit dem F-Type haben könne. Fürs Nachtkastl.

Eine milde Bitte, bei der ihr auch gleich der Fotograf zur Seite steht. Der Ästhetik wegen, meint er, sei das klug. Genauso gut hätte sie, die rennerprobte Drifterin, ganz andere Frechheiten erbitten können. Quietsch, quietsch. Dass dies nur der Vierzylinder sei, der ohne Differentialsperre auskommen müsse, weil es beim F-Type P300 auch um überschaubare Kosten gehe, wäre dabei egal.

In der Tat. Die 40 PS weniger, die der zwei Liter große Vierzylinder im Vergleich zum kleineren der beiden V6 mit drei Liter Hubraum und 340 PS hat, machen keinen großen Unterschied. Gerade 0,4 Sekunden von null auf 100.
Der Vergleich macht sicher
Gut, der 5.0-Liter-V8-Kompressor im SVR mit 575 PS ist schon eine andere Welt. Nicht nur, dass Letzterer nur mit Allradantrieb zu haben ist. Der SVR kostet 188.100 Euro – da gehen sich zweieinhalb 300 PS starke Vierzylinder aus. Einen davon würde sie schon nehmen, wirft sie ein, bliebe noch Trantscherlgeld für ein paar Extras und ein wenig Sprit.

Weniger als acht Liter Verbrauch gibt das Datenblatt an, in der Realität sind es dann doch bis zu neun Liter, wenn man dem Fahrerlebnis gar zu sehr erliegt. Das alles zahlt dennoch direkt auf das Konto des Kunden ein. Weniger Leistung, weniger Verbrauch, weniger Kosten. Weil der kleinere Motor aber auch weniger Gewicht bedeutet, profitiert davon die Fahrdynamik des kleinen F-Type, den es übrigens nur mit dem Acht-Gang-Wandler von ZF und Hinterradantrieb gibt.

Keine Abstriche gibt es beim Design. Bei diesem Wagen stimmt jede Linie. Egal, ob das Stoffverdeck geschlossen oder offen ist – der F-Type sieht atemberaubend schön aus. Optische Unterschiede zum Sechszylinder gibt es keine, sehen wir von dem einflutigen, mittig angebrachten Endrohr ab – und der Aufschrift P300 am Heck.
Annäherungsversuche
Nähert man sich dem Auto von hinten, wird man diese Details aber nur erkennen, wenn der Motor nicht läuft. Sonst verzaubert einen der satte, fast zornige Klang aus dem Endrohr, wie sich das eben für einen echten Jaguar gehört. Vier, sechs oder acht Zylinder hin oder her.

Nähert man sich dem Wagen aber von vorne, dann schaut er sehr, sehr pfeilschnell aus. Schon am Stand. Jedenfalls aber, wenn man eine Uniform an und eine Laserpistole in der Hand hat. Auf die Frage, wie schnell er denn gehe, fanden wir vor Ort ebenso wenig eine befriedigende Antwort wie auf jene, wo denn die Warnweste in diesem Auto sein könnte. "In so einem Wagen ist doch sicher eine Warnweste", sagte der Beamte noch, durch die Anwesenheit von Pannendreieck und Verbandspackl in seiner Meinung bestärkt. "Ja, sicher. Ich weiß nur nicht, wo."

Der Strafzettel hat einen Ehrenplatz bekommen. Weil: Nach drei Minuten in einem Auto gleich Deppensteuer zu zahlen, das ist persönlicher Rekord.
Die Matrone hat diese Rechnung nur in dem Ansinnen bestärkt, dass es besser wäre, wenn sie den F-Type führe. Ja, keine Sorge, auch die Matrone ist von ihr autorisiert – andernfalls hätte Pylone im Titel stehen müssen, was offensichtlich keinen Sinn ergibt. Matrone eh auch nicht. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo sie sagte: "Das traust dich nie!"
Ah, noch ein Minuspunkt: Man schläft schlecht in diesem Auto. (Guido Gluschitsch, 8.10.2018)