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Brett Kavanaugh hat – im Gegensatz zu Mark Judge – unter Eid ausgesagt.

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Ein Bild geht durch die Welt: Frauen schauen während der Aussage von Kavanaugh.

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"Ein Mann muss die Signale einer Frau lesen können, und es ist gut, dass der Feminismus jungen Männern erklärt, dass Ja Ja bedeutet und Nein Nein", schreibt jener Mann, der dieser Tage eine – womöglich folgenreiche – Nebenrolle im Streit um die Neubesetzung eines Richterpostens am US Supreme Court spielt: Mark Judge, Journalist, Gelegenheitslehrer, Schnapsverkäufer, Plattenhändler und, so erklärte es am Donnerstag ein um seinen eigenen Ruf ringender Brett Kavanaugh einem Millionenpublikum, notorischer Trinker.

Er ist der ominöse zweite Mann in der Erzählung von Brett Kavanaughs mutmaßlichem Opfer Christine Blasey Ford: Judge soll damals, vor 36 Jahren, gemeinsam mit Brett Kavanaugh die 15-Jährige während einer Highschool-Party in einem Nobelvorort Washingtons attackiert haben. Sein Gelächter, erklärte Blasey Ford am Donnerstag im Rahmen ihrer Anhörung vor dem Justizausschuss des Senats, habe sie bis heute nicht vergessen.

Bis heute wurde Judge, für den ebenso wie für Kavanaugh die Unschuldsvermutung gilt, nicht offiziell zu den Vorwürfen befragt. Überhaupt ging der 54-Jährige vergangene Woche, als die Schilderungen Blasey Fords erstmals ruchbar wurden, auf Tauchstation. Dies änderte sich auch am Donnerstag nicht, als die demokratische Senatorin Diane Feinstein die Vorladung Judges forderte, um "es direkt von ihm zu hören".

DER STANDARD

Einem Reporter der "Washington Post", der ihn hunderte Kilometer von seinem Heimatort in Maryland entfernt an der Küste von Delaware aufspürte, blaffte er bloß ein "Wie haben Sie mich gefunden?" entgegen – und verweigerte jeden weiteren Kommentar zu der Causa Prima der USA im Herbst 2018.

So beschränkt sich ein Porträt jenes Mannes, dessen Aussagen in einer etwaigen Untersuchung durch die Bundespolizei FBI von Bedeutung sein könnten, auf dessen zu Papier gebrachte Gedankengänge. Vor drei Jahren schließlich widmete Judge einige Zeilen eines Artikels in der US-Onlinezeitung "Splice Today" seinem Frauenbild. Neben dem Lob für die erzieherische Macht des Feminismus ging er auch auf jene Grauzone ein, in der, wie er vermutet, Frauen "interessiert wirkten" und dem Mann signalisierten, dass er sich "erst beweisen" müsse: "Und wenn es ein ganz normaler Mann ist, wird er sich dieser großartigen Kraft, dieser wunderbaren Schönheit der männlichen Leidenschaft hingeben." Doch dieser "Alpha-Mann", er sei im Niedergang begriffen – und Schuld daran ist in Judges Augen der Feminismus.

Tiefe Einblicke

Aber schon vor zwanzig Jahren gewährte Judge in seinem autobiografischen Roman "Wasted: Tales of a Gen X Drunk" tiefe Einblicke in die Ausschweifungen an der elitären Washingtoner Georgetown Preparatory School. Diese seien freilich vor allem alkoholischer Natur gewesen: Einhundert Fässer Bier, schreibt er, habe er vor seinem Abschluss dort geleert. In einer anderen Episode übergibt sich ein Kommilitone namens "Bart O'Kavanaugh" im Rausch in das Auto eines anderen und verbringt den Rest der Fahrt "passed out", ohnmächtig.

Der "echte" Brett Kavanaugh, der konservative Jurist, den Präsident Donald Trump gerne als Höchstrichter installiert sehen möchte, schloss hingegen am Donnerstag eine derartige Episode, also einen Zustand alkoholinduzierter Amnesie, für sich in seiner Vergangenheit aus. Und auch Judge, der kurz vor der Anhörung seines ehemaligen Schulkollegen dem konservativen "Weekly Standard" ein Interview gegeben hat, weist die Vorwürfe von Christine Blasey Ford und Julie Swetnick strikt von sich. Zwar habe man damals in der reinen Bubenschule durchaus hart gefeiert. "Aber ich erinnere mich nicht an solche Dinge, wenn Mädchen dabei waren." (Florian Niederndorfer, 28.9.2018)