Jaunde – Für Kameruns unruhigen englischsprachigen Teil haben die Behörden am Sonntag eine Ausgangssperre verhängt. Der Gouverneur der Unruheregion im Nordwesten des zentralafrikanischen Landes, Adolphe Lele Lafrique, sagte, die Maßnahme gelte bis Montag. An diesem Tag wird der symbolischen Ausrufung der Unabhängigkeit des anglofonen Teils von Kamerun vor einem Jahr gedacht.

Die Unabhängigkeitsbewegung beklagt eine Diskriminierung der Anglofonen durch die Frankofonen. Sie erklärte am 1. Oktober 2017 symbolisch die Unabhängigkeit des Staates "Ambazonia", nachdem der langjährige kamerunische Staatschef Paul Biya ihre Forderung nach mehr Autonomie zurückgewiesen hatte. Der Präsident reagierte mit aller Härte und ordnete Ausgangssperren, Durchsuchungen und Reisebeschränkungen an. Am kommenden Sonntag strebt der seit 1982 über Kamerun herrschende 85-jährige Biya bei der Präsidentschaftswahl sein siebtes Mandat an.

Bewaffneter Konflikt

Etwa ein Fünftel der Kameruner gehört der englischsprachigen Minderheit an, die übrigen Bewohner des Landes gehören zur französischsprachigen Mehrheit. Die sprachliche Aufteilung des Landes ist eine Folge der Kolonialzeit.

Im bewaffneten Konflikt mit den Unabhängigkeitskämpfern im Nordwesten und Südwesten Kameruns starben seit Ende 2017 hunderte Zivilisten und dutzende Sicherheitskräfte, mehr als 185.000 Kameruner flohen vor den Kämpfen. Dem zentralafrikanischen Land macht außerdem die im Norden aktive Islamistenorganisation Boko Haram zu schaffen. (APA, 30.9.2018)