Die illegalen Übertragungen des Sky-Programms kosteten einer Wirtin in Großbritannien schließlich ihren Arbeitsplatz.

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Fast jedes britische Pub, das etwas auf sich hält, bietet seinen Gästen Sport-Liveübertragungen. Dauerbrenner ist freilich die Premier League, zählt sie doch immerhin gemeinhin als eine der stärksten Fußball-Ligen der Welt.

Kostenlos werden die Matches von Liverpool, Manchester United, Chelsea London und Co. freilich nicht gezeigt. Die Übertragungsrechte sind fest in der Hand von PayTV-Anbieter Sky. Und der lässt sich die kommerzielle Vorführung gut entlohnen. Rund 820 britische Pfund (rund 922 Euro) hätte die Betreiberin des Park End Pub in Middlesborough, Catherine Beadnall, monatlich zahlen sollen. Sie griff stattdessen zu einem TV-Paket mit inkludiertem Sky-Empfang, das an Privatpersonen verkauft wird und nur einen Bruchteil davon kostet. Eine Entscheidung mit schweren Folgen, wie Torrentfreak berichtet.

600 Euro Strafe für illegale Übertragungen

Eine Praxis, die öfters gepflegt wird. Sky und der Anti-Piraterie-Verband Fact (Federation Against Copyright Theft) führen allerdings recht engmaschige Kontrollen durch. Letztlich musste sich Beadnall im Juni vor Gericht verantworten, nachdem sie mehrere Verwarnungen ignoriert hatte. Nachgewiesen wurden ihr vier illegale Vorführungen von Sky-Übertragungen vor jeweils sechs bis neun Anwendern im Pub.

Das Gericht verurteilte sie zu Zahlungen von insgesamt 530 Pfund (rund 596 Euro). Damit war die Angelegenheit allerdings für die Rechteinhaber nicht vom Tisch, zumal Beadnall bereits 2009 wegen einem ähnlichen Vergehen Strafe zahlen musste. Laut Gazette Live erklärte Fact-Sprecher Stephen Gerrard, dass man von der Strafe "enttäuscht" war und sie nicht als "Abschreckung" betrachte.

Rechteinhaber fahndeten nach belastenden Dokumenten

Fact schrieb an die örtlichen Behörden und verlangte, dass dem Pub die Betriebslizenz entzogen werde, was das Ende für die Gaststätte gewesen wäre. Einige Wochen später schraubte man die Forderungen zurück, aber bestand darauf, dass Beadnall der Pachtvertrag gekündigt werde und weder sie, noch ein Mitglied ihrer Familie, dort mehr arbeiten dürfe. Dazu wurde ein weiteres gerichtliches Hearing vereinbart.

Um die seit fast 16 Jahren in dem Pub tätige Betreiberin als problematisch darzustellen, versuchte Fact, möglichst viele negative Informationen zu Tage zu befördern. So legte man etwa Dokumente vor, laut denen Beadnall 2007 eine Geldstrafe zahlen musste, weil die Überwachungskameras in ihrem Pub nicht voll funktionsfähig waren. 2011 wurde sie wegen Hypothekenbetrugs verurteilt und verlor ihre private Lizenz, weil sie das Lizenzkommittee darüber nicht informiert hatte. Seit 2012 führte sie das Pub nicht mehr unter eigener Lizenz, sondern unter jener des Voreigentümers.

Erwähnt wurde auch, dass jemand im Pub durch ein Messer verletzt worden sei. Es stellte sich allerdings heraus, dass es sich dabei um Beadnalls Sohn handelte, der von einem Gast attackiert worden war, als er ihn des Lokals verwiesen hatte. Ebenfalls wurde aufgebracht, dass 2013 eine unbekannte Person mit einem Gewehr auf das Pub geschossen hatte.

Aus für Familienbetrieb

Obwohl Beadnall versprach, dass es keine unlizenzierten Übertragungen mehr geben werde und zwei Bezirksräte ihren positiven Einfluss auf die lokale Gemeinschaft betonten, setzten sich die Rechteinhaber durch. Dem Pub wurde für drei Monate die Lizenz entzogen, der Betreiberin wurde nach fast 16 Jahren der Pachtvertrag gekündigt.

Auch wenn Beadnall sich mit ihrem Verhalten letztlich selbst in die Zwickmühle gebracht hat, dürfte der Fall Fact und Sky nicht gerade die Sympathie der Öffentlichkeit bescheren. Ihr Ziel der Abschreckung haben sie wohl trotzdem erreicht – denn letztlich wurde so aus einer überschaubaren Strafe das Ende eines Familienbetriebes. (red, 7.10.2018)