Unter den Verhafteten vom 28. September sollen die Auftraggeberin des Mordes und der Täter sein.

Foto: APA/AFP/VLADIMIR SIMICEK

Ján Kuciak wurde nur 27 Jahre alt.

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Im März versammelten sich Tausende, um unter dem Motto "Für eine gerechte Slowakei" gegen die Regierung zu demonstrieren.

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Bratislava – Im Fall des Mordes an dem slowakischen Journalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten hat die Polizei weitere Ermittlungsergebnisse bekanntgegeben. Auftraggeberin des Mordes war laut bisherigen Erkenntnissen eine 44-jährige Dolmetscherin, durchgeführt wurde der Mord von einem Ex-Polizisten, erklärte die Staatsanwaltschaft am Montag.

Für die Ermordung des Investigativjournalisten wurden mindestens 70.000 Euro bezahlt, erklärte die Staatsanwaltschaft. Ziel sei eindeutig Kuciak gewesen, seine Verlobte war demnach nur ein Zufallsopfer. Bei den restlichen zwei bisher Beschuldigten in dem Mordfall soll es sich um einen Helfer beziehungsweise Fahrer sowie einen Vermittler gehandelt haben. Die Dolmetscherin hatte demnach für den Auftragsmord zwar bezahlt, woher das Geld stammte, sei derzeit aber unklar.

Suche nach Hintermännern fortgesetzt

Die Suche nach weiteren Hintermännern wird daher fortgesetzt. Laut Generalstaatsanwalt Jaromír Čižnár ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Personen in dem Fall beschuldigt werden. Auch nach der Tatwaffe werde noch immer gesucht, die Ermittler konnten aber ein Mobiltelefon und drei Fahrzeuge sicherstellen, die bei der Vorbereitung des Mordes benutzt wurden. "Die bisher zur Verfügung stehenden Beweise sind meiner Meinung nach sehr stark", erklärte Čižnár. Zugleich warnte er vor übertriebenem Optimismus. Der Fall sei derzeit erst in der Anfangsphase, bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung bleibe noch ein sehr langer Weg.

Ein Spezialkommando der slowakischen Polizei hatte während einer Razzia vergangenen Donnerstag im südslowakischen Kolárovo insgesamt acht Verdächtige im Mordfall Kuciak festgenommen, wovon schließlich drei der Festgenommenen offiziell beschuldigt wurden. Laut slowakischem Recht drohen allen drei Verdächtigen lebenslange Gefängnisstrafen.

Mafia-Verbindungen zur slowakischen Regierung

Der Aufdecker Kuciak und seine Verlobte wurden am 25. Februar in ihrem Haus in Veľká Mača, 60 Kilometer östlich von Bratislava, erschossen aufgefunden. Der Journalist widmete sich in seiner Arbeit immer wieder großen Korruptionsfällen. Er recherchierte dabei über angebliche Verbindungen der italienischen Mafia zu Regierungskreisen, thematisierte aber auch die Tätigkeit der albanischen Drogenmafia im Land oder die Geldwäsche eines belgischen Drogenbarons in der Slowakei.

Kuciaks Enthüllungen über die Verstrickung von Regierungskreisen und Mafia-nahen Unternehmern führten zu den größten Massenprotesten gegen die slowakische Regierung seit der Wende 1989. Die Folge waren Rücktritte des Innenministers und des Polizeichefs, aber auch jener von Ministerpräsident Robert Fico. Dieser hatte zuvor noch eine Prämie von einer Million Euro für sachdienliche Hinweise zu den Tätern ausgerufen, stand selbst aber immer wieder wegen Journalistenbeschimpfungen in der Kritik. Auf Ficos Rücktritt folgte die Bildung einer Nachfolgeregierung unter dem Sozialdemokraten Peter Pellegrini. Kritiker sprechen allerdings von lediglich kosmetischen Veränderungen. (red, APA, 1.10.2018)