Pamela Rendi-Wagner bei Armin Wolf in der "ZiB 2".

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Zeiten des Übergangs wohnt selten Gemütlichkeit inne: Die Gegenwart ist noch ummantelt von belastender Vergangenheit. Die Zukunft verspricht schon neue Mühsal. Wiewohl schnell ins Amt gehievt, scheint die neue SPÖ-Chefin, Pamela Rendi-Wagner, jedenfalls einen Rucksack voller Ungemütlichkeiten rund um Christian Kerns selbstbeschädigenden Rückzug geerbt zu haben.

Ihr Auftritt in der ZiB 2 lässt in puncto Lockerheit verständlicherweise denn auch Luft nach oben. Schließlich wird ihr imaginärer Ranzen auch durch die recht schmallippigen Respektbekundungen der SP-Landeshauptmänner beschwert, die personell nicht vollends befriedigt zu sein scheinen. Ein Beitrag zeigt sie, bevor Armin Wolf beginnt, mit gnadenloser Herzlichkeit in Rendi-Wagners imaginärem Gepäckstück fragend herumzuwühlen.

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Was soll er sonst tun? In seiner Neugier spiegelt sich nur die Situation der Sozialdemokratie wider, also: Warum soll man Ihnen glauben, dass Sie bis zur nächsten Wahl durchhalten – das hat doch Kern auch versprochen? Warum wurden Sie gewählt, wo Sie doch parteiintern noch unerfahrener sind als Kern? Stimmt es, dass Kern im Mai Abgangswünsche offenbarte? Warum haben Sie sich nicht für jenes Desaster entschuldigt, das Kern angerichtet hat?

Ja, und der Wiener-SPÖ-Chef habe sie "sympathisch, telegen und kompetent" genannt – ist das nicht sexistisch? Nein, findet Rendi-Wagner, und zu entschuldigen habe sie sich auch für nichts. Sie sei bei Kerns Abgang nur überraschte "Passagierin" gewesen. Stimmt wohl. Sie wirkt allerdings in Summe noch immer etwas überrascht – wie eine mutige Passagierin, die nun im Cockpit gelandet ist. Es ist eben eine Zeit des Übergangs. (Ljubiša Tošić, 2.10.2018)