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Fans der Rangers sind protestantisch und probritisch. Die Rivalität wird im Derby zelebriert.

Foto: Reuters/Cheyne

Die Glasgow Rangers haben auch schon bessere Zeiten erlebt. Nach sieben Runden in der schottischen Premiership sind sie acht Punkte hinter Tabellenführer Hearts Sechster, das kann nicht der Anspruch des Traditionsteams und Rekordmeisters sein.

Neo-Trainer Steven Gerrard ist zwar noch nicht angezählt, die Kritiker der Verpflichtung dieses großen, unerfahrenen Namens sehen sich aber bestätigt. Die erste Niederlage als Rangers-Chef bezog die Liverpool-Legende, wie könnte es anders sein, gegen Celtic. Es war der 2. September, ein 0:1. Gerrard kritisierte den Schiedsrichter, nicht aber sein Team.

Die Niederlage passte ins Bild, das das "Old Firm" in der jüngeren Vergangenheit abgegeben hat. Es ist ein Bild, das sich Celtic-Fans einrahmen und ins Schlafzimmer hängen wollen, und eines, das Rangers-Anhängern physische Schmerzen bereitet: Die "Bhoys" regieren Glasgow, die Rangers haben den Anschluss verloren, hecheln tollpatschig hinterher.

Der Feind in der Stadt

Fußballerischer Erfolg definiert sich in Schottland seit jeher über das Glasgower Derby, die zwei Stadtrivalen holten 103 der bisher ausgespielten 121 Titel. Stadtrivale ist wohlgemerkt eine Untertreibung, die von religiösen und soziokulturellen Unterschieden befeuerte Feindschaft kippte jahrzehntelang in offenen Hass. Vor allem während des Nordirlandkonflikts lag eine tiefe Schlucht zwischen den traditionell irisch-katholischen Celtic-Anhängern und den protestantisch-unionistischen Rangers. "We are the people" ist der Rangers-Slogan, das will sagen: Irische Einwanderer gehören nicht dazu.

2012 gehörten die "Gers" selbst nicht mehr dazu. Nämlich zur ersten Liga: Die Betreibergesellschaft des Klubs ging pleite, die Mannschaft musste in der vierten Liga neu starten. Es folgten Viertligaspiele vor mehr als 50.000 Zuschauern, eine Saison mit 33 Siegen in 36 Spielen, drei Aufstiege in vier Jahren – das klingt nach sportlichem Erfolg, in Wahrheit waren es verlorene Jahre.

Den Anschluss verloren

Gerade in dieser Hyperkommerzialisierungsphase des Fußballs, in Zeiten explodierender Transfersummen, humpelten die Rangers hinterher, während Celtic vorne auf und davon hüpfte. Wiederaufbau braucht Zeit. In den ersten zwei Saisonen in der Premiership erreichten die Rangers nur Platz drei. Von 14 Derbys seit dem Konkurs verloren sie elf, nur im April 2016 gewann der damals noch in der zweiten Liga kickende Außenseiter – im Cup-Halbfinale, nach Elferschießen.

Der Europacup dient als Pflaster, kann die aktuellen Probleme aber nicht überdecken. Beim 0:1 in Livingstone bewarf ein Rangers-Fan den Schiedsrichterassistenten mit einer Münze, die Spieler verweigerten nach der Partie den Handshake, Trainer Gerrard musste Sätze wie "Diese Niederlage wird mich besser machen" sagen. Ein Schelm, wer sich an Rapid erinnert fühlt. (Martin Schauhuber, 3.10.2018)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen:

Glasgow Rangers – SK Rapid Wien (Glasgow, Ibrox Park, 21.00 Uhr MESZ/live Puls 4 und DAZN, SR Ruddy Buquet/FRA)

Rangers: McGregor – Tavernier, Katic, Goldson, Barisic – Arfield, Coulibaly, Ejaria – Candeias, Morelos, Kent

Ersatz: Foderingham – Worrall, McCrorie, Halliday, Grezda, Middleton, Lafferty

Es fehlt: Murphy (Kreuzbandriss)

Rapid: Strebinger – Potzmann, Sonnleitner, Dibon, Bolingoli – D. Ljubicic, Schwab – Murg, Knasmüllner, Ivan – Alar

Ersatz: Knoflach – Auer, Barac, Müldür, Martic, Berisha, Pavlovic

Es fehlen: Thurnwald (Oberschenkelverletzung), Mocinic, Szanto, Schobesberger (alle im Aufbautraining), P. Gartler (Kahnbeinbruch), Hofmann (Außenbandriss im Knie)