Der Twin City Liner verbindet seit 2006 die beiden Donaumetropolen Wien und Bratislava auf dem Wasserweg miteinander. Die beiden Schnellkatamarane, die seither unterwegs sind, werden ab der Saison 2019 durch einen neuen, komfortableren und umweltfreundlicheren Twin City Liner ersetzt.

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Das neue Schiff mit 250 Sitzplätzen wird derzeit in der britischen Werft Wight Shipyard gebaut.

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Wien/Cowes – 25 Tonnen Stahl, 4.600 PS, sieben Millionen Euro: Das sind nur einige Kennzahlen des neuen Twin City Liners. Dieser wird auf der Strecke Wien-Bratislava ab Ende März die bisherigen beiden Schnellboote ersetzen. Gebaut wird der Katamaran in einer britischen Werft. Bis das Schiff zu Wasser gelassen werden kann, muss aber noch ordentlich Hand angelegt werden, wie ein Werkstattbesuch zeigte.

Immerhin sind die Arbeiten inzwischen so weit fortgeschritten, dass man die künftigen Formen des Wassergefährts bereits erkennen kann. Denn der stählerne Torso ist so gut wie fertig, wie Andy Farguson von "Wight Shipyard" erklärt. Die Hallen der Werft, die den Auftrag im Herbst 2017 gewonnen hat, stehen im Norden der Isle of Wight. In einer der beiden arbeiten an diesem Tag rund 60 Mann am künftigen Twin City Liner. Während auf der einen Seite geschweißt wird, bereiten ein paar Mitarbeiter auf der Kommandobrücke, wo später der Kapitän seines Amtes walten wird, die Farbaufbringung für die Fensterkonstruktion vor.

Die Motoren fehlen noch

Von Innenausstattung oder gar Möblierung ist man hingegen noch weit entfernt. Keine einzige Scheibe ist noch eingesetzt, überall hängen Kabel von der Decke oder stehen kleine Rohre – leicht übersehbare Stolperfallen – aus dem Boden. Lediglich die Wände für die Toiletten sind schon installiert. Der Aufbau des Kiosks, wo sich die Passagiere mit Snacks und Erfrischungen versorgen können, ist in Vorbereitung. Eingebaut sind bereits die vier Jetantriebe am Rumpf, die Motoren fehlen noch. Später folgen dann Verkleidung und Interieur. "Die Sitze bauen wir ganz zum Schluss ein, damit wir so lange wie möglich soviel Platz wie möglich zum Arbeiten haben", erklärt Farguson.

Nicht nur durch moderne Technik erwartet man sich Vorteile für Wirtschaftlichkeit und Umwelt. Da das neue Modell um sechs Meter länger und 2,5 Meter breiter ist, sowie ein viel größeres Oberdeck hat, können mit einer Fahrt bis zu 250 Personen befördert werden – und damit etwa genauso viel wie derzeit mit zwei Fahrten. Folglich wird ein Schiff eingespart.

Schiffsverbindung Wien-Budapest?

Wobei Gert Krämer, einer der beiden Geschäftsführer der Betreiberfirma Central Danube GmbH, beim Lokalaugenschein nicht ausschließt, dass eventuell doch noch ein zweites Exemplar angeschafft wird: "Wir haben die vertragliche Option, zu günstigeren Bedingungen ein zweites Schiff anzuschaffen." Er halte die Ein-Schiff-Variante aus jetziger Sicht zwar für ökonomisch sinnvoller, aber: "Wir haben 2006 auch mit einem Boot angefangen und 2008 dann ein zweites dazugenommen."

Aufhorchen lässt Krämer mit Überlegungen zu einer vergleichbaren Schiffverbindung zwischen Wien und Budapest: "Da gibt es aber noch keine konkreten Pläne." Sollte es tatsächlich einmal dazu kommen, brauche es aber einen anderen Schiffstypus. Denn statt 75 Minuten in die slowakische Hauptstadt würde die Fahrzeit in die ungarische Metropole rund sechseinhalb Stunden dauern.

Einsatz rechtzeitig zum Saionstart

Was mit den ausgemusterten City Liners passiert, steht noch nicht ganz fest. Sie sollen verkauft oder an die Werft zurückgegeben werden, sagt Central Danube-Co-Chef Andreas Hopf: "Möglicherweise fahren Twinni I und II bald auf der Themse."

Der Nachfolger, dessen Entstehung auch von Vertretern der Wien Holding, der Raiffeisen Landesbank Wien-Niederösterreich – sie sind zu je 50 Prozent an der Central Danube beteiligt – sowie von Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) bestaunt wurde, soll nach insgesamt 62.000 Arbeitsstunden gegen Ende des Jahres fertig sein. Die mehr als zweiwöchige Reise Richtung Wien führt über den Ärmelkanal nach Rotterdam und von dort weiter über Binnengewässer in die Bundeshauptstadt. Nach mehrwöchigen Probefahrten ist er zum geplanten Saisonstart, am 29. März, dann erstmals im Echtbetrieb im Einsatz. (APA, 4.10.2018)