Mitte September wollten wir wissen, vor welchen Herausforderungen in der Erziehung die STANDARD-User stehen und dabei kamen unter anderem diese Themen in den Postings vor:

In diesen Postings geht es um unterschiedliche Themenbereiche: Einerseits Medienkonsum und Kinder und Uneinigkeit in der Erziehung und andererseits um Kinder und ihr Schlafverhalten und Eltern und ihre unterschiedlichen Erziehungsideen.

Diesmal wollen wir uns damit beschäftigen, wie Eltern damit umgehen, wenn sie unterschiedlicher Meinung in der Erziehung sind.

Reden, nicht streiten

Bezugspersonen stehen fast dauernd vor herausfordernden Situationen in der Erziehung ihrer Kinder. Es gibt vieles, das im Umgang mit den Kindern plötzlich auftaucht und Handeln erfordert. Das Wichtigste allerdings ist – und das kam in diesen Fragen gut zum Vorschein – dass die Eltern und Bezugspersonen sich über die Lösung solcher Erziehungsaufgaben einig sein oder eine gute Möglichkeit finden sollten, wie sie zu einer Einigung kommen.

Dies setzt voraus, dass die Erwachsenen miteinander reden und besprechen, wie sie damit umgehen können. Andernfalls kann die Situation zu eskalieren drohen und der strittigen Frage, die die Kinder oftmals zu ihrem Vorteil nützen wissen, indem sie die Erwachsenen gegeneinander ausspielen. Wenn das passiert, dann haben die Erziehenden viel an Glaubwürdigkeit und in weiterer Folge an Autorität verloren. Was also können Eltern und Bezugspersonen tun, um nicht in solch eine Situation zu geraten?

Medienkonsum einschränken oder nicht? Eltern sind sich bei diesem Thema vielleicht nicht ganz einig.
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Prägende, eigene Erziehung

Mütter und Väter haben Vorstellungen davon, wie sie ihre Kinder erziehen und mit ihnen umgehen wollen. Diese Vorstellungen kommen unter anderem aus dem, was sie selbst in ihrer Familie erlebt haben, wie mit ihnen als Kind umgegangen wurde, welche Werte sie mitbekommen haben und welcher Elternteil präsenter war.

Wer hat sich in seiner Jugend nicht manchmal gedacht: "So mache ich das mit meinen Kindern sicher nicht! So wie meine Eltern möchte ich ganz sicher nicht werden!"

Oft zeigt sich, dass im spontanen, unüberlegten Tun auf das Altbekannte zurückgegriffen wird. Viele Menschen erziehen somit nach ihren Erziehungsvorbildern, also so, wie sie es in ihrer eigenen Erziehung erfahren haben. Da ist ein Elternteil strenger als der andere Teil, da erwartet einer von den Kindern mehr oder weniger als die andere Bezugsperson. Vielleicht erlauben die Großeltern etwas, das bei den Eltern nicht gern gesehen ist.

Uneinigkeiten führen zu Streit

Plötzlich sind sich die Bezugspersonen uneinig und die Kinder bekommen unterschiedliche Antworten oder Anweisungen. Das führt dazu, dass sie sich nicht auskennen, nicht wissen, wonach sie sich richten sollen und womöglich erleben, dass die Eltern darüber in Streit geraten.

Gleichzeitig sind Kinder schlau und erkennen meist sehr schnell ihre Chance, genau das zu bekommen, was sie erreichen wollen. Nichts ist einfacher als den Elternteil oder die Bezugsperson zu fragen oder zu bitten, die ganz sicher im Sinne der Kinder entscheidet. "Der Papa hat es erlaubt!" "Die Mama hat gesagt, ich darf das!" "Oma und Opa haben mir das geschenkt!"

Wenn das passiert, kann sich eine Bezugsperson durchsetzen, während die andere Person diesmal keine Möglichkeit hatte, ihre Sichtweise, ihre Bedenken zumindest zu äußern. Viele Elternpaare reden auch im Nachhinein nicht über solche Situationen, es entsteht schlechte Stimmung und manchmal das Gefühl, keinen Einfluss zu haben.

Es kann passieren, dass sich der Elternteil, der ins Hintertreffen geraten ist, damit abfindet und der Meinung ist, dass ihm oder ihr der Ausgang der Situation "eh wurscht" ist. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass genau das nicht so ist. Dann ist ein Streit vorprogrammiert, der möglicherweise zu viel Unverständnis und Frustration führt.

Gemeinsam Entscheiden

Was kann helfen, damit genau solch eine Situation nicht eintritt? Um Kinder zu erziehen, ist es wesentlich, dass Eltern miteinander reden und ständig miteinander im Gespräch bleiben. Und zwar bevor die Erziehenden in solche Situationen geraten. Zu einem Zeitpunkt, an dem zum Beispiel der Medienkonsum der Kinder noch wenig Thema ist.

Oft kann es helfen, zu überlegen, welche Erziehung man selbst genossen hat, welche Vorstellungen und Ideen man für die gemeinsamen Kinder hat und mögliche Kompromisse einzugehen. Womöglich kann es auch helfen, sich vorzunehmen, nicht immer sofort eine Entscheidung zu treffen, sondern erst als Paar miteinander zu sprechen, um dann dem Kind einen gemeinsamen Entschluss zu präsentieren.

Sind die Eltern sich einig, dann können sie ihre Entscheidung gemeinsam und klarer verständlich machen und durchsetzen, dann haben die Kinder eine klare Linie und es bleibt keine Möglichkeit die Erwachsenen gegeneinander auszuspielen.

Dies soll nicht dazu führen, dass die Kinder und Jugendlichen aus den Entscheidungsprozessen gänzlich ausgeschlossen werden und ihre Meinungen nicht angehört werden. Es geht hier darum einen Konsens zu finden, mit dem alle gut leben können.

Ihre Erfahrung?

Wie gehen Sie mit unterschiedlichen Erziehungsvorstellungen um? Wie lösen Sie solch herausfordernde Situationen? Posten Sie Ihre Erfahrungen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 5.10.2018)