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Wien – Konsumenten haben es diesen Sommer ganz besonders gespürt: Im Europäischen Luftraum gibt es einige Baustellen. Angesichts der vielen Flugausfälle und Verspätungen in Europa drängte die EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc am Mittwoch die Fluglinien dazu, die notwendigen Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. "Wir spüren den Kapazitätsengpass", sagte Bulc beim "European Aviation Summit" in Wien.

Digitale Tools

Auch durch neue digitale Tools könne man das Flugverkehrsmanagement verbessern und damit neue Kapazitäten in der Luft schaffen ohne mehr Raum am Boden zu verbauen, so die EU-Verkehrskommissarin. Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) sprach auch das Kapazitätenproblem an – es gibt sehr viel mehr Passagiere als früher. Auch wenn es neue digitalen Tools beim Flugverkehrsmanagement gebe, müsse es trotzdem mehr Flugzeuge bei den Fluglinien und mehr Investitionen der Flughäfen geben.

In Deutschland gibt es kommenden Freitag einen eigenen Fluggipfel, wo die Verkehrsminister von Bund und Ländern mit den Vertretern von Airlines, Flughäfen und Flugsicherung ein Maßnahmenpaket schnüren wollen. Flugverspätungen, Annullierungen, lange Schlangen vor der Sicherheitskontrolle – ein Chaos an den deutschen Flughäfen wie in diesem Sommer soll es nicht mehr geben. Die Nachwehen der Air-Berlin-Pleite waren in Europa noch deutlich zu spüren.

Der "European Aviation Summit" findet im Wiener Austria Center im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft statt. Bei der Konferenz diskutieren Politiker, Vertreter von Zivilluftfahrtbehörden und Interessensvertreter über die nächsten Schritte der EU-Luftfahrtstrategie. Die Pressekonferenz der EU-Kommissarin und des österreichischen Verkehrsministers am Mittwochnachmittag wurde von Umweltaktivisten kurz unterbrochen, die eine Reduktion der Luftfahrt forderten. "Umweltfreundliches Fliegen ist eine Illusion", sagten die Vertreter von "Stay Grounded".

Grüne Technologien

Hofer erinnerte die Aktivisten daran, dass sie dann auch keine Waren kaufen dürften, die von Flugzeugen transportiert wurden. Die EU-Verkehrsministerin begrüßte die Aktivitäten der NGO im Bereich Umweltschutz, verwies aber darauf, dass die Welt weiterhin miteinander verbunden bleiben sollte. "Wir müssen in grüne Technologien in der Luftfahrt investieren." Auch fördere die EU den Ausbau der Bahn massiv.

Die EU-Verkehrskommissarin will hohe Sozialstandards in der gesamten europäischen Luftfahrtbranche verankern. "Wir sind noch nicht so weit." Bis Jahresende soll es einen Bericht zu den Arbeitsbedingungen in der europäischen Luftfahrt geben, unter anderem mit Details zu Arbeitsverträgen, Gehaltsstrukturen und Elternkarenz. Auf dieser Grundlage müssten dann "die richtigen Vorschläge" gemacht werden. Nach dem rasanten Wachstum der Luftfahrtbranche in Europa in den vergangenen Jahren gehe es nun darum, auch die Branche "wieder ins Gleichgewicht zu bringen", so die EU-Kommissarin. (APA, 4.10.2018)