Istanbul – Nach dem Verschwinden eines prominenten saudi-arabischen Regimekritikers während eines Besuchs des Konsulats in Istanbul hat das türkische Außenministerium den saudi-arabischen Botschafter einbestellt. Das berichteten die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu, die Zeitung "Hürriyet" und der Sender NTV am Donnerstag. Dies sei bereits am Vortag erfolgt.

Nach Angaben von Freunden und Kollegen war der Journalist Jamal Khashoggi am Mittwoch in das Konsulat im Stadtteil Besiktas gegangen, um Papiere abzuholen, aber nicht wieder herausgekommen. Seine Verlobte hatte stundenlang vor dem Haus gewartet.

Widersprüchliche Aussagen

Die saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA ließ am Donnerstag verlauten, Khashoggi sei verschwunden, nachdem er das Konsulat verlassen habe.

Das steht im Widerspruch zu türkischen Erkenntnissen. Ein Berater des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogans sagte der "Hürriyet" vom Donnerstag: "Es gibt Videoaufnahmen, wie er das Konsulat betritt, aber nicht, wie er es verlässt. Unsere Polizei untersucht den Fall." Der Sprecher des türkischen Präsidenten, Ibrahim Kalin, hatte Mittwochabend gesagt, dass Khashoggi "im Moment noch im saudi-arabischen Istanbuler Konsulat" sei. (APA, dpa, 4.10.2018)