Der Omniturm in Frankfurt dürfte nach seiner Fertigstellung Anfang 2019 punkto Konnektivität nichts zu wünschen übrig lassen.

Visualisierung: TS Tessuto S.à.r.l.

Acht Netzbetreiber können theoretisch Anschlüsse herstellen, sechs davon haben schon die Absicht bekundet, das auch zu tun – fünf über Glasfaser-, einer über Koaxialkabel. Es gibt im Gebäude eine Ersatzstromversorgung für den Fall eines Stromausfalls, und für die in das Gebäude führenden Telekommunikationskabel sind zwei diversifizierte Hausanschlüsse vorgesehen. Das sind nur ein paar der vielen Faktoren, die den noch in Bau befindlichen Omniturm im Frankfurter Bankenviertel zu einem "Wired Score Platinum"-Gebäude machen.

Erst vor wenigen Wochen wurde der gemischt genutzte Turm, der von Tishman Speyer nach Plänen der Bjarke Ingels Group errichtet wird und kürzlich von einem Fonds der Commerz Real erworben wurde, nach dem relativ neuen System zertifiziert.

1400 Gebäude bewertet

Erst seit fünf Jahren gibt es Wired Score als Unternehmen, gegründet wurde es 2013 als Start-up in New York City. Mittlerweile hat man weltweit schon 1400 Gebäude bewertet – bzw. eben deren Konnektivität. Denn um die geht es dabei in erster Linie.

Die Geschichte beginnt damit, dass sich einige Mieter von New Yorker Büros darüber beschwerten, dass sie in puncto digitaler Infrastruktur nicht das bekommen haben, was ihnen versprochen wurde. Die Proteste gingen hinauf bis zur Stadtverwaltung. Der damalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg unterstützte in der Folge namhafte Firmen aus den Bereichen Immobilien, Technologie und Telekommunikation dabei, ein transparentes System zu schaffen, mit dem die digitale Infrastruktur der Stadt dargestellt werden konnte. Das Proptech Wired Score ward geboren.

Rasche Expansion

"Große Bestandhalter drängten dann darauf, das System auf die ganzen USA auszuweiten", berichtet Sebastian Seehusen. Kurz danach folgte auch schon der Sprung nach Europa, zunächst nach London und Paris.

Seehusen ist seit einem Jahr Geschäftsführer des Berliner Standorts. Zu den ersten deutschen Kunden zählten TLG Immobilien, La Salle, Tishman Speyer und Brookfield.

CA Immo zertifiziert "Cube" und "One"

Und seit kurzem ist auch der österreichische Entwickler CA Immo dabei. Der baut gerade bei der Frankfurter Messe am Büro- und Hotelturm "One", der ebenfalls eine Wired-Score-Platin-Zertifizierung bekommen wird, ebenso wie der "Cube" am Berliner Hauptbahnhof. Das innovative Bürogebäude, das die CA Immo noch vor Baustart an TH Real Estate verkaufen konnte, werde ebenfalls Platin-Status erhalten, gab man anlässlich der Dachgleiche im vergangenen Mai bekannt.

Neubauten und Sanierungsprojekte machen aber nur etwa die Hälfte der Zertifizierungen aus, erklärt Seehusen dem Standard. Die andere Hälfte betrifft Bestandsgebäude. Dazu zählt man zwar auch Objekte wie den erst vor wenigen Jahren fertiggestellten "The Shard" in London. Generell sei aber auch in älteren Bestandsimmobilien eine hohe Konnektivität zu erreichen, betont Seehusen.

Nur Büroteil wird bewertet

Der Omniturm in Frankfurt gilt als das erste Hochhaus mit echter Mischnutzung in Deutschland, er enthält sowohl Büro- als auch Wohnflächen und auch einen Teil mit öffentlicher Nutzung. Bewertet wurde aber nur der Büroanteil, erklärt Seehusen. "Dort ist die Zuverlässigkeit des Internets nämlich viel wichtiger als zum Beispiel in den Wohnungen." Banken oder Anwaltskanzleien könne der Ausfall der Kommunikationssysteme viel Geld kosten.

Relevant für die Wired-Score-Zertifizierung ist zum Beispiel das Vorhandensein so vieler Netze wie möglich, aber auch einen "Telekommunikationsleitfaden" für Mieter, "der die vorhandene digitale Infrastruktur beschreibt", muss es geben, wie es in den Erläuterungen heißt.

Notfallstromnetz, wasserschadensichere Räume

Wichtig ist auch die Ausfallsicherheit der Systeme. Ein Notfallstromnetz für die Telekommunikationsausrüstung ist deshalb essenziell, ebenso wie sichere und belüftete bzw. klimatisierte Telekommunikationsräume und eine insgesamt vor Wasserschäden geschützte Ausrüstung. Gebäude, die nach Wired Score in Platin zertifiziert wurden, verfügen üblicherweise auch über ein verteiltes Antennensystem, das den Mobilfunkempfang im Gebäude sicherstellt, sowie kostenloses WLAN auf Gemeinschaftsflächen.

Apropos Kosten: Diese seien natürlich abhängig von der zu zertifizierenden Fläche, so der Geschäftsführer. In Deutschland bewegte man sich bisher aber zwischen 7500 und 25.000 Euro bei Zertifizierungen von Bestandsimmobilien, im Neubau müsse man mit Kosten ab 13.000 Euro rechnen.

Neubauten und Sanierungsprojekte werden zunächst – wie beim noch nicht fertigen Omniturm – nach Plan zertifiziert. "Nach Fertigstellung folgt dann aber eine Begehung des Gebäudes, um sicherzustellen, dass auch alles genau so eingebaut wurde, wie angekündigt", erklärt Seehusen.

Österreich im Auge

Für Österreicher in Deutschland hat er schon gearbeitet, aktuell ist sein Team aber auch in Wien schon dabei, ein paar in Bau befindliche Büroobjekte zu zertifizieren. Welche, das kann er noch nicht sagen und verweist auf das Frühjahr, dann will man Einzelheiten nennen. (Martin Putschögl, 9.10.2018)