Künstlerprotest gegen die Ausschreitungen in Chemnitz: Nun rufen auch große jüdische Organisationen in Deutschland zum Engagement gegen die AfD auf.

Foto: Imago/Epd / Wolfgang Schmidt

Berlin/Chemnitz – Große jüdische Organisationen in Deutschland rufen nun zum Engagement gegen die AfD auf. In einer gemeinsamen Erklärung unter dem Titel "Keine Alternative für Juden", die am Donnerstag veröffentlicht wurde, heißt es: "Kein Bürger dieses Landes, dem unsere Demokratie am Herzen liegt, kann sich mit dieser Partei identifizieren." Die AfD sei "antidemokratisch, menschenverachtend und in weiten Teilen rechtsradikal."

Die Erklärung wurde von 17 Organisationen unterzeichnet, unter anderem dem Zentralrat der Juden, der Jüdischen Studierendenunion Deutschland und dem Jüdischen Frauenbund. Sie charakterisieren die AfD als "Partei, in der Judenhass und die Relativierung bis zur Leugnung der Shoa ein Zuhause haben". Die AfD säe "Hass und spaltet die Gesellschaft", heißt es in der Erklärung weiter. "Sie hetzt gegen Menschen und greift unsere Demokratie tagtäglich an."

Seite an Seite mit Neonazis & Co

Die Unterzeichner verweisen auch auf die Teilnahme von AfD-Politikern an rechten Kundgebungen in Chemnitz. Dort seien Vertreter der Partei "Seite an Seite mit Neonazis, Hooligans und Pegida-Anhängern" marschiert.

Die AfD sei "ein Fall für den Verfassungsschutz, keinesfalls aber für Juden in Deutschland", befinden die Verfasser in der Erklärung. Alle demokratischen Kräfte seien aufgerufen, "sich gemeinsam offen und sichtbar gegen jede Form von antidemokratischem, antisemitischem, rassistischem und völkischem Gedankengut zu engagieren".

Die Organisationen reagieren mit dem Papier auch auf die geplante Gruppierung "Juden in der AfD", die am kommenden Wochenende gegründet werden soll. Dies hatte bereits in der vergangenen Woche für scharfe Kritik aus den jüdischen Gemeinden gesorgt.

Auf Distanz zu Rechtsterroristen

Deutsche AfD-Politiker distanzierten sich unterdessen von der rechtsterroristischen Gruppierung "Revolution Chemnitz". "Wir haben in der Vergangenheit und wir werden uns in Zukunft mit diesen Leuten nicht solidarisieren", sagte der AfD-Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel am Donnerstag in Berlin.

Die AfD lehne diese Art, "Stimmung zu machen", ab. "Ich kann nur für unsere Partei sagen, dass wir selbstverständlich uns grundsätzlich von solchen staatsumstürzlerischen Tendenzen distanzieren", sagte Spaniel.

Nach Recherchen des ARD-Magazins "Monitor" hatten sich mindestens drei der acht mutmaßlichen Mitglieder der Gruppe an einem "Trauermarsch" der rechtspopulistischen AfD in Chemnitz am 1. September beteiligt. Dabei liefen auch Anhänger der Bewegung "Pro Chemnitz" und des fremdenfeindlichen Pegida-Bündnisses aus Dresden mit. (APA, AFP, dpa, red, 4.10.2018)