Was für angehende Mediziner seit langem Realität ist, steht ab 2019 auch für eine Reihe weiterer Studienrichtungen an: Wer studieren will, muss zuerst den Aufnahmetest erfolgreich bestehen.

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Niemand müsse sich fürchten, sagt der Rektor. Und doch hat die Kritik an den von Heinz Engl angekündigten neuen Eingangsprüfungen an der Universität Wien voll eingesetzt.

Die ÖH warnt im Gespräch mit der APA: "Zugangsbeschränkungen wirken sozial selektiv und sind keine Lösung für die Probleme unserer Hochschulen." Man droht mit Widerstand: "Wir werden uns nicht für dumm verkaufen lassen."

Auch SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl sieht sich durch die Ankündigung des Rektors in ihren Befürchtungen bestätigt. "Zehntausende Studienplätze" würden damit "in den nächsten drei Jahren" wegfallen – "ohne, dass die Regierung einen Plan hat, welche Ausbildungsplätze man diesen jungen Menschen stattdessen anbieten kann". Aus Kuntzls Sicht sind die Studienplatzbeschränkungen nicht notwendig, da die SPÖ 2017 "eine massive Erhöhung des Unibudgets" um eine Milliarde Euro erreicht habe.

Aufnahmezahl minus "no shows"

Konkret hat Engl ab Herbst 2019 neue Zulassungshürden in sieben Fächern angekündigt. Betroffen sind: Jus, Chemie, Anglistik, Translationswissenschaften, Soziologie, Politikwissenschaft sowie Kultur- und Sozialanthropologie. Genaue Studienplatzzahlen nennt Engl noch nicht. Die grobe Rechnung laute: Bisherige Aufnahmezahl minus "no shows", also Studierenden, die keine einzige Prüfung abgelegt haben. Sollte es "stärkere Verlagerungsbewegungen" in gewisse Fächer aus den Geisteswissenschaften beziehungsweise Sprachen geben, müsse man dort ebenfalls über Beschränkungen nachdenken.

Diese Maßnahme ist Teil der neuen Leistungsvereinbarung, die die Uni Wien mit dem Bund für die Jahre 2019 bis 2021 abgeschlossen hat. Sie bringt der Universität im Gegenzug eine Budgetsteigerung von 17 Prozent, oder 207 Millionen Euro. Noch fehlt die Bestätigung durch den Unirat. Das gilt ebenso als Formsache wie eine für die Zulassungsbeschränkung notwendige Verordnung des Bildungsministeriums.

Erfolgsbeispiel Psychologie

Rektor Engl führt ins Treffen, dass sich am Beispiel des Fachs Psychologie, wo es seit mehreren Jahren Aufnahmetests gibt, der Erfolg der Maßnahme zeige. Er spricht davon, dass Prüfungsaktivität, Erfolgsquoten und Studienaktivität gestiegen sind. Die Vergleichszahlen zeigen: Im Studienjahr 2009/10, dem letzten Studienjahr vor der Einführung des Aufnahmeverfahrens standen 1478 Studienanfängerinnen 266 Absolventinnen gegenüber. Im Studienjahr 2016/17 kamen auf 500 Studienplätze 355 Absolventinnen. (Karin Riss, 4.10.2018)