Stuttgart – Nach der Vergabe des Friedensnobelpreises an Nadia Murad hofft der Zentralrat der Jesiden, dass die Jesidinnen in IS-Gefangenschaft wieder stärker in den Fokus geraten. "Es sind immer noch etwa 1.000 Frauen in den Händen des IS – so, wie es Nadia Murad war", sagte der Vorsitzende Irfan Ortac der "Heilbronner Stimme" (Samstag).

"Sie werden versklavt und missbraucht", so Ortac. Die irakische Menschenrechtsaktivistin Murad erhält den Friedensnobelpreis gemeinsam mit dem Arzt Denis Mukwege, wie das norwegische Nobelkomitee am Freitag bekanntgab. Mukwege hilft als Gynäkologe im Kongo Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt wurden.

Flucht gelungen

"Nadia hat diesen Preis mehr als andere verdient", sagte Ortac. "Seit vier Jahren ist sie unermüdlich unterwegs, um auf das Schicksal der Jesiden und anderer Opfer des IS hinzuweisen." Murad war auch wegen ihrer Religion mehrere Monate lang von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) als Sex-Sklavin gehalten und brutal missbraucht worden. Ihr gelang damals die Flucht, inzwischen lebt sie im deutschen Bundesland Baden-Württemberg und kämpft dafür, dass die Terroristen vor ein internationales Gericht kommen.

Der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) schrieb in einem Gastbeitrag für die "Passauer Neue Presse" (Samstag), das Nobelpreiskomitee habe mit seiner Wahl ein wichtiges Zeichen gesetzt: "Es gibt keinen Frieden auf der Welt, solange sexuelle Gewalt als abscheuliche Waffe benutzt wird und Frauen und Mädchen nicht die gleichen Rechte haben wie Männer." Es sei höchste Zeit, diese Verbrechen auch konsequent zu ahnden. Die internationale Gemeinschaft müsse die Bestrafung dieser Kriegsverbrecher mit deutlich mehr Nachdruck verfolgen. (APA, 6.10.2018)