Die Sirenen heulten, Christian Kern ging.

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Für jene Teile der Bevölkerung, die den Umstand, dass am Samstag in ganz Österreich die Sirenen getestet werden, vergessen oder nie davon gewusst haben, mag das anhaltende Gedröhne überraschend oder sogar beängstigend gewesen sein. Nicht nur die Funktionsfähigkeit der Sirenen sollte erprobt werden, auch wollte man der Bevölkerung die drei verschiedenen Sounds für Warnung, Alarm und Entwarnung vorspielen.

In laufende ORF-Sendungen wie Dolce Vita & Co., wo ein gewisser Boris überlegte, wie er einer Sandra einen Heiratsantrag machen sollte, wurde ein Insert eingeblendet. Es informierte darüber, dass es sich um eine Zivilschutzübung handle und "keine Gefahr" bestehe.

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Die Mittagszeit wählte sich auch Christian Kern, um bei einer Pressekonferenz seinen endgültigen Rückzug aus Politik und SPÖ bekanntzugeben. Der Beginn der Übertragung im ORF-Livestream musste von 12.30 auf 12.45 Uhr verschoben werden, damit sich Kerns Erklärung über "ständige Kleinintrigen von hüben und drüben" und die Gefahr der Zerstörung Europas durch Rechtspopulisten nicht mit dem Heulen der Sirenen in die Quere kommen konnten.

Krisensituation

Nach einem dreiminütigen Dauerton muss man in einer echten Krisensituation das Radio oder den Fernseher einschalten. Wer am Samstag nach dem Verstummen der Sirenen Aufklärung in die ORF-TVthek sah, konnte dort live beobachten, wie die Opposition des Landes sich weiter selbst zerstörte. Das Insert "Es besteht keine Gefahr" hätte da wohl nicht mehr jeder geglaubt. Übrigens schnitt bloß ein Bundesland bei dem Test fehlerfrei ab: "Nur in Tirol haben alle geheult", vermeldete der ORF. Da ging es aber nur um die Sirenen. (Colette M. Schmidt, 8.10.2018)