Für seine Gegner ist er Satan und Hitler in Personalunion: Jair Messias Bolsonaro.

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Der rechte Präsidentschaftskandidat gewann die erste Wahlrunde überlegen.

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Als Jair Messias Bolsonaro 1955 im Bundesstaat São Paulo auf die Welt kommt, geben ihm seine Eltern mit dem zweiten Vornamen ein Programm mit auf den Weg: Für die Anhänger des brasilianischen Präsidentschaftskandidaten ist er nun tatsächlich der Heilsbringer, der mit einem völlig korrupten politischen System aufräumen soll.

Der selbstdeklarierte Kämpfer gegen das Establishment mischt seit rund dreißig Jahren in Brasiliens Politik mit. Diesmal tritt er für den Partido Social Liberal (PSL) an, in die Partei ist er erst heuer eingetreten – es ist seine neunte. Sozialliberal war der PSL einmal, noch 2014 unterstützte er Marina Silva, einst Lulas Umweltministerin. Unter Bolsonaro steht die Partei weit rechts: Bündnisse mit Linken sind den Mitgliedern verboten.

Ursprünglich katholisch, ließ sich Bolsonaro 2016 von einem evangelikalen Pastor im Jordan taufen. In den Wahlkampf zog er mit dem Slogan "Brasilien über alles, Gott über allen". Auch der Attentäter, der ihm einen Monat vor der Wahl bei einem öffentlichen Auftritt ein Messer in den Bauch gerammt hatte, berief sich bei seiner Tat auf Gott. Für seine Gegner ist Bolsonaro hingegen der Teufel in Menschengestalt: Mit seinen extremen Positionen provoziert er eine ebenso extreme Polarisierung.

Diktaturfan

Der Reservist der Fallschirmjäger liebäugelt mit einem Putsch, äußert sich lobend über die erst 1985 beendete Militärdiktatur und spricht sich für Folter und die Todesstrafe aus. Er ist gegen gleiche Löhne für Männer und Frauen, armen Familien will er Geburtenkontrolle vorschreiben. Einer Abgeordneten erklärte er, sie sei es nicht wert, vergewaltigt zu werden. Dafür wurde Bolsonaro ebenso verurteilt wie für die Aussage, es gebe keine Gefahr, dass eines seiner Kinder homosexuell werde, da diese eine gute Erziehung erhalten hätten. Eltern sollten das Verhalten homosexueller Kinder mit der Peitsche ändern. Aus drei Ehen hat Bolsonaro vier Söhne und eine Tochter, die drei ältesten Söhne sind ebenfalls in der Politik. Dass er ein Mädchen zeugte, war eine "Schwäche".

Während hunderttausende seiner Gegner zuletzt landesweit unter dem Motto "Ele não" ("Er nicht") auf die Straße gingen, gaben am Sonntag mehr als 49 Millionen Brasilianer dem Rechtsextremisten ihre Stimme. In drei Wochen trifft er in der Stichwahl auf Fernando Haddad von der Arbeiterpartei. In der zutiefst gespaltenen Gesellschaft Brasiliens ist Bolsonaro nun der Favorit. (Michael Vosatka, 8.10.2018)