Welches Risiko sind Menschen in Industrie- und Schwellenländern bereit in Kauf zu nehmen, um den Status quo zu erhalten? Diese Frage wirft der neue Bericht des Weltklimarats erneut auf. Forscher warnen darin, dass nur noch etwa zwölf Jahre bleiben, um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Danach werden Armut, Hunger und die Bedrohung von Gesundheit und Leben von hunderten Millionen Menschen unkontrollierbar steigen.

Der Bericht zeigt aber auch, dass etwas mehr Zeit bleibt als erwartet. Durch neue Erkenntnisse sind im CO2-Budget 300 Gigatonnen mehr vorhanden als gedacht. Die gewonnene Zeit sollte gut genutzt werden. Denn das Ziel bleibt gleich: Netto-Treibhausgas-Emissionen müssen rasch auf null sinken. Leuchtturmprojekte oder die "Freiwilligkeit" von Maßnahmen, wie etwa durch Österreichs Regierung propagiert, sind global gesehen zu wenig. Denn die Korrektur des CO2-Budgets zeigt nur noch deutlicher die Unsicherheiten beim Wissen über das Klimasystem auf.

Der Klimabericht ist kein Grund für Pessimismus: Weltweit ist zu beobachten, dass mit Mut und Innovation Veränderung möglich ist. So machen in Norwegen Elektroautos bereits die Hälfte der Neuanmeldungen aus. Stahlproduktion ohne fossile Brennstoffe hat in Schweden begonnen. Und in China drängen erneuerbare Energien die Kohle vom Markt. Aber auch andere müssen handeln – und das jetzt. (Julia Schilly, 8.10.2018)