Wieselburg – Die Fruchtbarkeit von Böden ist nicht überall gleich. Selbst auf ein und demselben Feld kann ihre Beschaffenheit beträchtlich variieren. Beim sogenannten Precision-Farming will man auf Nummer sicher gehen. Auf Basis von Satellitendaten und Bodenproben sollen etwa Düngung, Bewässerung und Erntezeitpunkt optimiert werden. Zum Teil wird bei dieser "teilflächenspezifischen Bewirtschaftung" die Düngung durch die Landmaschinen selbst automatisch dosiert.

In der kleinstrukturierten Landwirtschaft Österreichs sind derartige Technologien meist zu teuer, um rentabel zu sein. Im Projekt GIS-ELA, das an der Forschungseinrichtung Josephinum Research der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Francisco Josephinum in Wieselburg gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Niederösterreich durchgeführt wird, möchte man diese Art der "präzisen Landwirtschaft" zugänglicher machen.

Effizienz

"Bringt man am ganzen Feld die gleiche Menge Dünger aus, düngt man zu wenig, wo der Boden gut ist, und zu viel, wo er nicht so gut ist", veranschaulicht Lukas Handl von Josephinum Research die Problematik, die in diesem vom Umweltministerium geförderten Projekt angesprochen wird. "Um das Potenzial des Bodens effizient zu nutzen, sollte aber jeder Boden genau so viel Dünger bekommen, wie er tatsächlich benötigt."

Um dieses Ziel zu erreichen, greifen Handl und Kollegen auf Bilder der Sentinel-Satelliten der Europäischen Raumfahrtagentur Esa zurück, die alle drei bis fünf Tage aktuell vorliegen. Die Rohdaten – vor allem Aufnahmen im Infrarotbereich – werden so kombiniert und aufbereitet, dass sie aussagekräftige Informationen zur Bewirtschaftung offenbaren. "Danach ist aus ihnen abzulesen, wie die Pflanzen entwickelt sind und ob sie gut oder schlecht versorgt sind", erläutert Handl.

Mit diesem Wissen können dann je nach Art der Pflanze verschiedene Strategien angewandt werden. Bei Weizen, der im Herbst gesät wird, erfolgt etwa im Frühjahr eine erste Düngung, um systematisch dort nachzuhelfen, wo die Pflanzen weniger gut entwickelt sind.

Bei einer zweiten Düngung im Mai oder Juni unterstützt man hingegen den gut entwickelten Weizen. "Das ist dann die ,Begabtenförderung', mit der man das Potenzial der Pflanzen gezielt ausschöpfen möchte", verdeutlicht der Forscher.

Acht Pilotbetriebe

Die aufbereiteten Daten sollen aber nicht in Landmaschinen fließen, die georeferenzierte Karten lesen können, sondern in eine Anwendung für Tablet und Smartphone. Sie soll dem Bauern auf dem Traktor anzeigen, ob am aktuellen Ort mehr oder weniger Dünger nötig ist.

"Ziel des Projekts ist, die Generierung der Karten zu automatisieren, sodass sie kostenlos zur Verfügung gestellt werden können", sagt Handl, der im Projekt mit insgesamt acht heimischen Pilotbetrieben kooperiert. "Wir wollen auch dabei helfen, Hürden beim Umgang mit modernen Technologien abzubauen, die in der Landwirtschaft bestehen." Ein erster Prototyp der App soll im Frühjahr fertig sein. (Alois Pumhösel, 12.10.2018)