Offspaces blühen in den Nischen der Stadt. Anders als der Kevin Space sind sie oft allzu schnell wieder verschwunden. Das Independent-Space-Festival will dem entgegenwirken.

Marianne Vlaschits, Venus City, Ausstellungsansicht, Kevin Space 2016, Foto: Georg Petermichl, Courtesy die Künstlerin und Kevin Space Wien

Ein DJ-Marathon mit besonderem Dreh erwartet am kommenden Samstag die Besucher des Kunstraums School: Im Rahmen des Independent-Space-Festivals wird von zwölf Uhr mittags bis Mitternacht ausschließlich Musik von Frauen gespielt. Für den von Yasmina Haddad und Andrea Lumplecker betriebenen Kunstraum ist dieser feministische Schwerpunkt ebenso programmatisch wie das Einbeziehen unterschiedlicher Disziplinen. Seit 2011 realisieren sie in ihrem Ladenlokal regelmäßig Ausstellungen und Performances, aber auch DJ- und Filmabende.

Typisch ist dieser lange Zeitraum für die selbstorganisierten Offspaces oder Alternative Spaces allerdings nicht. Der Betrieb kostet viel Zeit, Arbeit und Geld – wobei eine halbwegs günstige Miete Grundvoraussetzung ist. Kein Wunder ist es daher, dass viele dieser Räume nicht unbedingt die besten Adressen haben: Der relativ junge Raum Tower eröffnete in der Kratochwjlestraße in der Donaustadt; Kluckyland, schwerpunktmäßig auf aktuelle Malerei konzentriert, befindet sich im 20. Bezirk. Ebendort hat auch Ve.Sch, ein von Martin Vesely über viele Jahre erfolgreich in der Schleifmühlgasse betriebener Raum, soeben wieder aufgemacht.

Bedrohte Freiräume

Die meisten der derzeit insgesamt 58 selbstorganisierten Ausstellungsräume werden vom Bund so weit unterstützt, dass sie zumindest einen Teil der Produktionskosten abdecken können. 2017 sah man sich jedoch durch die Kürzungsabsichten der türkisblauen Regierung bedroht. Noch im selben Jahr haben Bruno Mokross (vom Kunstraum Pina) und Franziska Sophie Wildförster (vom Kevin Space) die Independent-Space-Plattform ins Leben gerufen und über ein Festival nachgedacht.

Von Donnerstag bis Samstag geht dieses erstmals über die Bühne. Offizieller Startschuss ist eine Party im Celeste, zum potenziell extensiven Ausstellungsrundgang kann man aber schon aufbrechen, wenn ab 19 Uhr die Ausstellungen eröffnet werden. Den Organisatoren der Präsentationen, Performances, Talks etc. geht es darum, in geballter Form aufzuzeigen, wie wertvoll ihre nichtkommerziellen Beiträge für das Wiener Kulturleben sind.

Dass ein Teil der Räume mittlerweile zu professionell geführten Vernetzungstreffs avanciert ist und das Wort "off" – abseits – auf deren Kunst längst nicht mehr unbedingt zutrifft, zeigt sich beispielhaft im Büro Weltausstellung. Zu sehen sind dort neben jenen von "emerging artists" oft auch Werke von Gelatin, Erwin Wurm oder Heimo Zobernig.

Dennoch seien an dieser Stelle die eher "abseitigen" Pfade empfohlen: zum Beispiel der Kunstraum Size Matters (mit Signe Baumane und Viktoria Tremmel) und der Gomo Art Space (u. a. mit Adnan Balcinovic, Elisabeth Grübl); oder die Kunsttankstelle Ottokring, wo man unter anderem Arbeiten der Experimentalfilmerin Mara Mattuschka zeigt. (Christa Benzer, 10.10.2018)