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Forscher der FH Wien der WKW führten Interviews in Klein- und Mittelbetrieben. Deren Gemeinsamkeit: Sie sind nicht rein profitgetrieben, sondern wollen auch etwas zum Gemeinwohl beitragen.

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Gesellschaft und Umwelt mit unternehmerischem Handeln nicht zu schaden, sondern zu nützen: Diesem Ziel verschreiben sich immer mehr Firmen. Klein- und Mittelbetriebe (KMU) übernehmen häufig eine Vorreiterrolle, sagt Daniela Ortiz von der Fachhochschule Wien der Wirtschaftskammer Wien. Sie leitet ein von der Stadt Wien gefördertes Projekt zum Thema "verantwortungsvolle Unternehmensführung in KMUs".

Ortiz und ihr Team begleiteten acht österreichische Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten – darunter ein Naturkosmetikunternehmen, eine Buchbinderei und ein Hotel. Sie haben gemein, dass sie nicht rein profitgetrieben sind, sondern auch auf soziale oder ökologische Nachhaltigkeit Wert legen. Das Naturkosmetikunternehmen etwa hat sich auf Friseurprodukte spezialisiert, als Alternative zu den herkömmlichen chemischen Mitteln. Der Buchbinder aus Saalfelden setzt sich dafür ein, das traditionelle regionale Handwerk zu erhalten.

Die Forscher führten Interviews mit Gründern, Geschäftsführern und Mitarbeitern. Zusätzlich analysierten sie Unternehmensreports zum Thema unternehmerische Verantwortung und auch Medienberichte: Was wird über das Unternehmen geschrieben? Ziel war es herauszufinden, vor welchen Herausforderungen die Betriebe stehen.

Es braucht eine Strategie

Typisch sei für kleinere Unternehmen, sagt Ortiz: "Sie beginnen einfach zu tun. Der Geschäftsführer oder die Geschäftsführerin hat eine Idee, und die wird umgesetzt." Woran es dann aber fehle, seien Ressourcen, um sich externe Beratung zu holen "und die Maßnahmen zu optimieren".

Genau hier setzen Ortiz und ihre Kollegen an. "Wir haben eine Art Tandem. Wir forschen zum Thema Nachhaltigkeit und würden gerne wissen, was Unternehmen brauchen. Sie wiederum freuen sich darüber, dass sie über ihr eigenes Handeln reflektieren können und Verbesserungsvorschläge bekommen, die sie sich sonst zeitlich oder finanziell vielleicht nicht leisten könnten."

Eine Beobachtung der Forscher war beispielsweise, dass es viele einzelne Maßnahmen gibt, aber keine nachvollziehbare Strategie. Dazu rät Ortiz: "Wichtig wäre, dass die Unternehmen die Maßnahmen stärker mit ihrem Kerngeschäft verbinden. Auch, um zu zeigen: Das ist nicht reine Gutmenschlichkeit, sondern macht uns aus."

Tue Gutes und sprich darüber

Auch die Mitarbeiter müssten stärker eingebunden werden. "Die Führungspersönlichkeiten werden getrieben von einem Anliegen – dann kann es aber passieren, dass ihnen die Kraft ausgeht oder sie nicht mehr da sind und das Ganze nicht mehr weitergeführt wird. Wir empfehlen, das Engagement der Mitarbeiter mehr zu nutzen und sie mehr einzubinden." Wichtig sei, die Verantwortung auch einmal abgeben zu können.

Ebenfalls ein Problem: Während große Unternehmen meist eigene Presseabteilungen und -veranwortliche haben, übernimmt die Kommunikation in den kleineren meist der Chef oder dessen Assistent, "quasi nebenbei". Wichtig wäre, die guten Taten auch zu vermarkten, sagt Ortiz, ganz nach dem Motto: "Tue Gutes, und rede darüber." (lib, 8.11.2018)