Es ist eine Räubertochter! Mit diesem Ausruf begrüßt Mattis seine Erstgeborene, Ronja, die in einer stürmischen Gewitternacht auf der Mattisburg zur Welt kommt. Bald ist die Burg Ronjas ganze Welt, die Räubereltern und ihre Bande beschützen sie vor dem Draußen. Ronja (Katharina Stadtmann) aber weiß, dass die Welt größer ist als Burg und Berg – und erforscht den geheimnisvollen Wald.

In Yüksel Yolcus braver Inszenierung am Renaissancetheater ist er fast ein Dschungel: voller Lianen, Grillen und Schmetterlinge, aber auch behaust von Graugnomen, Wilddruden und Rumpelwichten. Ronja Räubertochter mit den wilden Haaren lernt, allein auf sich aufzupassen. Bis auf einmal hinter dem Riss durch die Burg ein Junge mit Ukulele auftaucht und ihre Welt erschüttert: Birk Borkason (Harwin Kravitz) ist der Sohn des Oberhaupts der Borkaräuber, der Rivalen der Mattisbande. Und die Borkaräuber sind alle Hosenschisser, das weiß man doch!

Der Höllenschlund trennt die Mattisbande von den Borkaräubern und Ronja von Birk.
Foto: Rita Newman

Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker zeichnet eine utopische Kindheit zwischen Freiheit und Geborgenheit: Seit bald fünfzig Jahren begeistern Ronja und Birk als Ausdruck von Solidarität und Frieden. Stadtmann und Kravitz sind ein dynamisches Paar, das die keimende Freundschaft zwischen Ronja und Birk mal zögerlich, mal leidenschaftlich verkörpert.

Den ewigen Streit zwischen ihren verfeindeten Banden besiegeln sie für sich und nennen einander Bruder und Schwester, ohne aber mit dem Widerstand ihrer Familien zu rechnen. Eine einfache Holzbühne (Ulv Jakobsen), Sneaker an Ronjas und Birks Füßen und die Bearbeitung von Barbara Hass versetzen die Geschichte über die Überwindung von Vorurteilen, obwohl zeitlos, noch ein Stück weiter ins Heute. Ab sechs Jahren. (lih, 10.10.2018)