Ende Mai 2019 wird das KH Nord besiedelt, im Juni sollen die ersten Patienten aufgenommen werden. Ab September soll der Vollbetrieb hergestellt sein.

Foto: APA / Hans Klaus Techt

Wien – Derzeit umschließen noch große Bauzäune das Krankenhaus Nord in Wien-Floridsdorf. Alle paar Meter steht ein Security und schiebt Wache. "Bausperre" ist auf vielen Zetteln zu lesen, die an Türen im Inneren des Gebäudes geklebt wurden. Doch der Eingangsbereich, in dem sich Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und der Vorstand des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) am Donnerstag versammelt haben, um die weiteren Schritte in puncto Krankenhaus Nord zu präsentieren, sieht abseits der stillstehenden Rolltreppen schon weitgehend betriebsbereit aus.

ORF

Die Verantwortlichen verkündeten den "nächsten Meilenstein" in Sachen Fertigstellung des skandalgeplagten Großbaus. Denn es gibt jetzt einen Plan, ab wann konkret dem Spital Leben eingehaucht werden soll: Ende Mai 2019 soll die Übersiedelung von drei Wiener Krankenhäusern sowie einzelner Abteilungen weiterer Spitäler in das Krankenhaus Nord starten. Umziehen müssen – mit wenigen Ausnahmen – nur rund 2000 Mitarbeiter.

Nur Personal soll siedeln

Patienten sollen abseits von gehfähigen Psychiatriepatienten nicht siedeln, genauso soll der größte Teil der Medizintechnik und EDV bleiben, wo er ist. Alles, was benötigt werde, sei am neuen Standort vorhanden. Den allergrößten Teil des benötigten Personals habe man beisammen: Rund 70 Mitarbeiter würden zum aktuellen Zeitpunkt noch fehlen. Einen Monat vor dem Einzug des Personals wird noch eine Betriebssimulation mit Probepatienten über die Bühne gehen.

Foto: STANDARD

Erste Patienten ab Juni 2019

Ist das Krankenhaus einmal in Betrieb, sollen jährlich 46.000 Patienten stationär versorgt und 250.000 Ambulanzbesuche abgewickelt werden. An dem Plan, dass ab Juni 2019 die ersten Patienten versorgt werden sowie ab darauffolgendem September der Vollbetrieb starten soll, wird festgehalten, sagte der für das Krankenhaus Nord zuständige KAV-Generaldirektorstellvertreter Herwig Wetzlinger.

Auch der von Hacker festgesetzte Kostenrahmen von 1,341 Milliarden Euro werde halten, wurde betont. Eigentlich hätte das Spital bereits 2016 in Betrieb gehen sollen, 2010 rechnete man noch mit Kosten von 825 Millionen Euro (Preisbasis Dezember 2008) bzw. mit rund einer Milliarde Euro (Preisbasis Dezember 2018). Eine Untersuchungskommission beschäftigt sich aktuell mit den Verfehlungen im Zusammenhang mit dem Spitalsbau.

Sind durch die spätere Übersiedlung der Spitäler und Abteilungen Mehrkosten entstanden? Das könne man so nicht sagen, heißt es aus dem Ressort von Hacker: Man rechne durch die Zusammenlegung der Standorte ab 2020 jährlich mit einer Betriebskosteneinsparung von 30 Millionen Euro, sagt ein Sprecher Hackers. Auf dieses Einsparungspotenzial habe man jetzt ein paar Jahre verzichten müssen.

Rasche Übersiedlung

Der Zeitraum für die Übersiedlung selbst ist relativ knapp bemessen, sie soll innerhalb nur eines Monats im Zuge von vier Etappen über die Bühne gehen. Ja, das sei ein "ehrgeiziges Ziel", sagte Hacker zum STANDARD. Aber es sei "realistisch und mit null Risiko geplant."

In der ersten Tranche ist unter anderem das Krankenhaus Floridsdorf an der Reihe, zusätzlich wird die neue Kinder- und Jugendpsychiatrie in Betrieb genommen. Diese wird am Standort gänzlich neu aufgebaut. Derzeit existieren im Bereich der Kinderpsychiatrie wienweit nur 64 Betten. Zur Erhöhung der Anzahl auf 113 bis Ende 2019 sollen auch die 30 Stück am Standort Krankenhaus Nord beitragen, sagt ein Sprecher Hackers.

In der zweiten Tranche soll unter anderem das Orthopädische Krankenhaus Gersthof wandern, in der dritten Runde die Semmelweis-Frauenklinik. Zuletzt sollen etwa Teile des Krankenhauses Hietzing übersiedeln.

Ein derartiger Mammutumzug sei eine diffizile Angelegenheit und bedürfe einer genauen "Choreografie", betonte die KAV-Spitze. Denn es müsse garantiert werden, "dass während der Betriebsaufnahme keine Versorgungsengpässe entstehen", sagte der stellvertretende Generaldirektor Herwig Wetzlinger. Die Patientenversorgung werde zu jedem Zeitpunkt sichergestellt sein, sagte KAV-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb: Man habe viel Erfahrung mit Veränderungs- und Übersiedlungsprozessen bei laufendem Betrieb. (Vanessa Gaigg, 11.10.2018)