Warum werden Menschen zu dick? Bisher haben Forscher angenommen, dass ein gestörter Transport des Sättigungshormons Leptin ins Gehirn die Ursache ist. Dem ist nicht so. Das konnten Wissenschafter des Helmholtz Zentrums in München nun mithilfe eines neuen 3D-Verfahrens festgestellt. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten sie im "International Journal of Obesity".

Das Verfahren ermöglichte es den Wissenschaftern, bei einem Versuch mit Mäusen den Weg des Hormons im Gehirn als Video sichtbar zu machen und nachzuverfolgen. Das Ergebnis: Das satt machende Hormon Leptin gelangte sowohl bei dünnen als auch bei dicken Mäusen in ausreichender Menge in das Gehirn. Die Ursache für das Essverhalten, so die Schlussfolgerung der Forscher, muss also in den Nervenzellen selbst liegen.

Leptin ist ein wichtiges Sättigungshormon, das vom Fettgewebe gebildet wird. Wird ein Mensch einfach nicht mehr satt, obwohl er viel isst, kann das an Leptin-Resistenz liegen. "Die Betroffenen haben ständig Hunger, als wären ihre Fettspeicher nicht schon längst gefüllt", heißt es in der Mitteilung.

Ursache eingrenzen

"Bisher ging man davon aus, dass die Ursache ihrer Hormonresistenz ein gestörter Transportprozess ist", sagt Luke Harrison, Doktorand am Helmholtz Zentrum und Erstautor der Studie, die diese Annahme nun widerlegt.

"Wir können die Ursache von Leptin-Resistenz nun eingrenzen und unsere Forschung auf die molekularen Mechanismen innerhalb der Nervenzellen fokussieren", sagt Paul Pfluger vom Institut für Diabetes und Adipositas des Helmholtz Zentrums. "Sind alle Abläufe in unserem Sättigungsverhalten entschlüsselt, können wir neue Therapien gegen Fettleibigkeit entwickeln und dicke Menschen gezielt beim Abnehmen unterstützen." (APA, 12.10.2018)