Spielervermittler Mogi Bayat (re) auf dem Weg in den Knast.

Foto: imago/Belga/NICOLAS MAETERLINCK

Brüssel – Im Zuge des Korruptionsskandals im belgischen Fußball sind insgesamt 19 Personen angeklagt worden, neun Verdächtige befinden sich in Haft. Dies teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Zu den Anklagen kam es, nachdem die belgische Polizei am Mittwoch eine großangelegte Razzia durchgeführt und insgesamt 29 Personen festgenommen hatte.

Spielerberater Mogi Bayat wurde wegen Geldwäsche und Verschwörung angeklagt, hieß es in der Erklärung. Auch seine Kollegen Dejan Veljkovic und Karim Mejjati wurden bis zu ihren Anhörungen in Haft gehalten.

Schiedsrichter Bart Vertenten wurde ebenfalls wegen Verschwörung angeklagt und verhaftet, während der ehemalige Anwalt des RSC Anderlecht, Laurent Denis, wegen Verschwörung und Geldwäsche angeklagt wurde.

Am Donnerstag wurde mit Sebastien Delferiere ein weiterer Schiedsrichter angeklagt, der 37-Jährige wurde aber auf Bewährung freigelassen. Vertenten und Delferiere wurden allerdings umgehend vom belgischen Fußball-Verband suspendiert.

Auch Ivan Leko, Trainer des Meisters FC Brügge, war am Donnerstag dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Der Coach musste die Nacht zum Donnerstag im Gefängnis verbringen, wurde nach einem Verhör aber zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt.

Bei der Razzia am Mittwoch wurden auch die Räumlichkeiten von zehn belgischen Erstligaklubs untersucht. Dazu zählten der Champions-League-Teilnehmer Brügge, Rekordmeister RSC Anderlecht, Standard Lüttich und Royal Antwerpen.

Die Operation erstreckte sich auf sechs weitere europäische Länder, darunter Frankreich und Serbien, wo am Donnerstag ein Agent festgenommen wurde und auf Auslieferung wartet.

Mechelens Rettung scheiterte

Nach Angaben der Ermittler steht vor allem die Saison 2017/2018 im Fokus. Veljkovic soll dabei zusammen mit mindestens einem Schiedsrichter durch Spielmanipulationen versucht haben, den KVC Mechelen vor dem Abstieg zu retten – letztlich vergeblich.

Der damalige Abstiegskampf wurde stets hitzig diskutiert. Mechelen und KAS Eupen waren vor dem letzten Spieltag punktegleich, Mechelens Tordifferenz war um einen Treffer besser. Nach 70 Minuten führte Mechelen gegen Waasland Beveren 2:0, Eupen mühte sich mit 0:0 gegen Royal Mouscron. Der Klassenerhalt schien für den Sieger des Europacups der Cupsieger 1988/89 gesichert.

Ab der 73. Minute wendete sich das Blatt: Eupen gewann 4:0, Mechelen konnte im Fernduell nicht reagieren, gewann nur 2:0 und stieg wegen der schlechteren Tordifferenz ab. Damals beschuldigten Anhänger des nun selbst verwickelten Klubs die Teams von Eupen und Mouscron, einen Fuß ins Kriminal gesetzt zu haben.

Referee Vertenten schenkte Mechelen gegen Charleroi nach einer Schwalbe einen Penalty (etwa ab 1:50 Minuten).
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Der nun angeklagte Schiedsrichter Vertenten pfiff drei Spieltage vor Schluss Mechelens 1:1 gegen das damals zweitplatzierte Charleroi, gab damals in der 82. Minute einen enorm fragwürdigen Elfmeter für Mechelen – Goalie Parfait Mandanda parierte den möglichen Matchball aber. Auch in einem zweiten Spiel mit Abstiegsimplikationen leistete sich Vertenten einen klaren Fehlpfiff: Er schenkte Antwerpen bei dessen 2:0-Sieg gegen Eupen nach einem Foul klar außerhalb des Strafraums einen Elfmeter.

Als direkte Folge des Skandals wurde nun der für das Wochenende geplante zehnte Spieltag der zweiten Liga verschoben. In der Liga spielen auch zwei österreichische Stürmer, Erwin Hoffer und Rubin Okotie stehen bei KFCO Beerschot Wilrijk unter Vertrag. (sid, red – 12.10.2018)